Medien helfen im Chaos
31. Oktober 2005Das Erdbeben in Südasien von Anfang Oktober hat nicht nur große materielle Schäden angerichtet. Psychologisch schwerwiegender ist, dass Familien im gesamten Land verstreut sind und nicht wissen, wo sich ihre Verwandten befinden. Besonders schlimm ist es für Kinder, die ihre Eltern suchen oder umgekehrt. Da in den meisten Krisen-Gebieten die Kommunikationswege fast völlig unterbrochen sind, haben die Medien mit eigenen Aktionen Initiative gezeigt und konnten so Hilfe leisten.
Wissen, wo Hilfe benötigt wird
Beispielsweise wurde nach der Katastrophe eine Website errichtet, die Informationen sammelt und weiterleitet. Diese Website ermögliche schnelle und effiziente Hilfe in den Gebieten, erklärt Tahir Andrabi, einer der Initiatoren: "Falls jemand über ein bestimmtes Dorf - zum Beispiel über ein winziges Dorf bei Muzaffarabad - Informationen hat und weiß, dass in diesem Dorf dringend Hilfe benötigt wird, dann kann man auf unsere Website gehen und darüber berichten. Unsere Website führt alle Kontaktnummern auf, man kann Kurzmitteilungen versenden oder E-Mails schreiben. Somit können wir jegliche Informationen sammeln. Und wir wissen, in welchen Dörfern Hilfe angekommen ist und wo nicht. Es ist wichtig, dass das Volk weiß, wo Hilfe benötigt wird."
Medikamenteninformationen im Radio
Auch die privaten Fernseh- und Radiosender haben mit Sonder-Programmen Opfern geholfen, ihre Familien zu finden sowie vor Ort die Hilfe zu ermöglichen, die dringend benötigt wurde. So hat der private Radiosender "Power 99" in Islamabad seit Mitte Oktober als ein wichtiges Instrument zur Medikamenten-Versorgung gedient, wie der Direktor des Senders, Najib Ahmed, berichtet: "Nach dem Erdbeben waren alle Kommunikationswege zerstört. Deshalb gab es nur ein paar Telefonnetz-Betreiber, die in den nördlichen Regionen funktionierten. Diese standen in Kontakt mit den Radiosendern und konnten so mitteilen, in welchen Gebieten welche Art von Hilfe benötigt wird. Die Zuhörer dieser Radiosender wiederum haben dann sofort gehandelt Lastwagen bereitgestellt. Sie teilten uns mit, dass wir die Lastwagen jetzt in die entsprechenden Gebiete schicken können. Die Radiosender waren also eine Art Brücke zwischen den Menschen vor Ort und den Helfern. "
Die Medien beweisen, dass es innerhalb Pakistans keineswegs an Motivation und Hilfsbereitschaft mangelt. Der private Fernsehsender "GEO TV" wurde noch am Tag der Katastrophe aktiv. Mittlerweile überträgt der Sender auf stündlicher Basis eine Art Fernsehshow, durch die die Überlebenden Vermisste melden und ausfindig machen können.
Familien können ihre Vermissten wiederfinden
Somit hat man einen Überblick und kann Hilfe gewährleisten, auch wenn man nicht selber vor Ort ist, sagt der Direktor des News-Programms von "GEO TV", Azhar Abbas: "Für die Menschen, die in Schwierigkeiten sind, Medikamente benötigen oder ihre vermisste Familie aufsuchen wollen, senden wir eine Art Aufruf-Programm. Die Menschen können kostenfrei anrufen und durch Bilder und Telefonnummern Informationen durchgeben. Manche Menschen haben angerufen und uns mitgeteilt, dass in manchen Regionen Anti-Tetanus-Spritzen benötigt werden. Wir haben sofort reagiert und die Medikamente wurden in das entsprechende Gebiet gebracht. Genauso konnten sich durch unsere Show Kinder identifizieren und deren Verwandten haben sie dann von den entsprechenden Orten abgeholt. Als wir zum Beispiel das Bild von einem sehr alten Mann gesendet haben, wurde er von seiner Familie abgeholt."
Während Pakistan dringend auf weitere internationale Hilfe hofft, haben die Menschen vor Ort ebenfalls angefangen, sich selbst zu helfen, wo es nur geht.