Noch ein Gipfel, diesmal nur rund ums Impfen. Wieder ein Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer, wieder über einige Stunden. Und auch dieses Treffen hielt das Regierungsviertel in Berlin schon im Vorfeld in Atem. Erst eilig anberaumt, weil vieles rund um die 440 Impfzentren in Deutschland und um den "Impffortschritt" immer noch nicht so recht klappen will. Und dann wurde auch dieses Treffen nochmal verschoben, weil Deutschland, wie viele andere Länder auch, das Impfen mit dem Wirkstoff des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca für einige Tage ausgesetzt hatte, nachdem es zu einigen sehr seltenen Hirnthrombosen bei Geimpften gekommen war. Es wird immer schwerer, Schritt zu halten beim Kampf gegen die Pandemie.
Richtige Worte des Bundespräsidenten
Ebenfalls am Freitag sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einige richtige Sätze, als er den Gründern der Firma BioNTech in Berlin das Bundesverdienstkreuz verlieh. Das Land, so Steinmeier, verbrauche gerade viel Kraft auf der Suche nach den Schuldigen des Tages. Das gilt sicher auch für das Impfen. Viel ist danebengegangen beim schleppenden Start der Impfkampagne in Deutschland, die jetzige AstraZeneca-Verzögerung ist der Regierung aber kaum anzulasten. Es war richtig, beim Impfen mit dem umstrittenen Serum für ein paar Tage inne zu halten und die Experten der europäischen Arzneimittelbehörde EMA nochmal eine Bewertung vornehmen zu lassen. Die natürlich immer nur eine Abwägung ist, ein Spiel nach wie vor auch mit zahlreichen Unbekannten. Es gab einige Fälle von Thrombosen, schrecklicherweise auch mit Todesfolge. Aber der Wert der millionenfachen Impfung wiegt höher, vor allem, weil die Zeit den Verantwortlichen immer mehr davon läuft. Es war gut, dass die EMA das so klar formuliert hat. Die dritte Welle ist da, die Infektionszahlen steigen, es hat einfach kein Ende mit der Pandemie. Und es gibt keine Alternative zum schnellen Impfen.
Jetzt zählt nur der Blick nach vorn
Aber umso mehr zählen die Worte des Bundespräsidenten. Lange Wochen haben sich die Deutschen nun darüber erregt, dass in Israel und Großbritannien so viel schneller geimpft wird. Und die Menschen haben nicht verstanden, warum in den USA in Fitnessstudios geimpft wird und das Militär im Einsatz ist, während bei uns stoisch auf Impf-Prioritätslisten und zu knappe Impfstoffe verwiesen wurde. Was zur Folge hatte, dass vorhandene Impfstoffe lieber nicht genutzt wurden, als von der Reihenfolge abzuweichen. Sei's drum. Jetzt geht der Blick nach vorn.
Endlich auch Impfungen in den Arztpraxen
Der Gipfel am Freitag hat einige Hoffnungsschimmer gebracht: Früher als zuletzt gedacht können die Hausärzte in ihren Praxen beim Impfen helfen, unmittelbar nach Ostern. Bis Ende April sollen den Hausärzten drei Millionen Dosen geliefert werden. Das ist wichtig für chronisch Kranke, die nur schwer den Weg in die Impfzentren finden und bei den Ärzten, denen sie vertrauen, besser aufgehoben sind. Warum die Regierung nicht schon früher auf das immer wieder vorgebrachte Angebot der Praxen eingegangen ist, beim Impfen zu helfen, bleibt ihr Geheimnis. Zumal zwischenzeitig viel Impfstoff eben von AstraZeneca einfach liegen blieb.
Eine Mehrheit würde auch AstraZeneca nehmen
Ermutigend ist auch, dass Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland sich immer noch sehr wohl auch mit AstraZeneca impfen lassen würden, wenn man ihnen ein Angebot macht. Das Impfen kommt also langsam in Fahrt, aber die Infektionszahlen steigen. Ostern wird wohl noch in weiten Teilen der Pandemie zum Opfer fallen. Es hilft nichts: Die Menschen in Deutschland, wie in vielen anderen Ländern auch, brauchen weiterhin Geduld. Aber immerhin besteht jetzt Hoffnung, dass Tempo ins Impfen kommt, auch in Deutschland.