Der Schnee in Bachmut ist blutverschmiert. Seit Monaten versuchen russische Truppen die kleine Stadt im Osten der Ukraine einzunehmen. Von mehreren Seiten greifen sie an, unterstützt von der brutalen Wagner-Söldnertruppe. Häuser und Straßen werden gnadenlos zerbombt, ohne Rücksicht auf zivile Opfer.
Vor dem russischen Angriffskrieg lebten rund 70.000 Menschen in Bachmut. Wie viele es heute noch sind, weiß niemand. Aber die, die noch da sind, geben nicht auf. Unterstützt von ukrainischen Truppen kämpfen sie für ihre Freiheit. Sie wollen Bachmut nicht dem Feind überlassen. Die kleine Stadt Bachmut ist ein Symbol für den Widerstand und den Mut der Verzweiflung der Ukrainer.
Schrecken in allen Städten der Ukraine
Und Bachmut geht uns alle an. Es kann nicht sein, dass wir unsere Augen vor dem verschließen, was auf europäischen Boden gerade passiert. Es wird gemordet, gefoltert, vergewaltigt. Der Krieg ist nicht abstrakt. Im Krieg wird getötet. Die Zivilbevölkerung wird zum Opfer. In Bachmut, Butscha, Irpin oder Mariupol.
Wir Journalisten haben die Pflicht, diese Schrecken zu dokumentieren. Dabei müssen wir mit Sorgfalt entscheiden, welche Bilder wir zeigen. Die brutale Realität darf nicht abgeschwächt werden. Gleichzeitig müssen wir die Würde der Betroffenen wahren. Und natürlich auch berichten, wie es der Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten gelingt, mit dem ständigen Beschuss fertig zu werden. Und mit einem Leben, in dem nichts mehr so ist wie es einst war. Ein Leben, das dennoch Momente der Freude und der Kraft hat.
Falschinformationen entlarven
Was ist wahr und was ist Lüge? Das ist nicht immer leicht herauszufinden. Erst recht nicht, wenn es um einen Krieg geht. Unsere Journalistinnen und Journalisten, die aus der Ukraine berichten, haben nicht nur einen der gefährlichsten Jobs überhaupt. Sie müssen auch Bilder und Videos gemeinsam mit ihren Redaktionen verifizieren, mit Augenzeugen sprechen, Fakten überprüfen, Kontext liefern und Falschinformationen entlarven. Und sie gehen täglich das Risiko ein, selbst zum Opfer des Krieges zu werden. Ihre Arbeit kann nicht hoch genug bewertet werden. Bei Diktatoren verursacht dieser unabhängige Journalismus Angst.
Deshalb versucht Putins Propaganda mit allen Mitteln der Desinformation, die Veröffentlichung der Wahrheit über den russischen Angriffskrieg zu verhindern. Weder die Welt noch die eigene Bevölkerung sollen erfahren, was wirklich in der Ukraine los ist: Wie viele zivile Opfer die russische Invasion bereits gefordert hat. Oder wie hoch die Verluste der russischen Armee inzwischen sind. Da wird gelogen, gefälscht und verschwiegen, was nicht ins Propagandabild passt.
Ringen um die Wahrheit
Es ist mühsam, sich gegen die russischen Trolle durchzusetzen. Und die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was tatsächlich passiert. Aber es ist jede Mühe wert. Denn die Wahrheit muss ans Licht. Dafür riskieren DW-Journalisten, aber auch Kolleginnen und Kollegen anderer Medienunternehmen viel. Und sie erfahren Unterstützung durch die ukrainische Bevölkerung. Die Menschen wollen, dass die Welt erfährt, welche Opfer die russische Invasion ihr Land kostet und wie sie sich wehren. Dass es aktiven Widerstand gegen die russischen Truppen in den besetzten Gebieten der Ukraine gibt. Oder dass grausame Kriegsverbrechen von den Aggressoren begangen werden. Berichte, die in den staatlich kontrollierten russischen Medien nicht vorkommen.
Dieser Krieg ist auch ein Ringen um die Wahrheit und um die Deutungshoheit. Ein Jahr russische Invasion in der Ukraine bedeutet für viele Menschen dort den dramatischen Kampf für die Verteidigung und Freiheit ihres Landes. Ein Kampf, der die Unterstützung aller Europäer verdient. Wir Journalisten liefern dazu freie und unabhängige Informationen. Das ist unsere Aufgabe. Wir machen die Hintergründe deutlich, liefern wichtigen Kontext und sind transparent im Umgang mit unseren Quellen. Damit sich alle Nutzenden eine eigene Meinung bilden können. Über die Lage in Bachmut und in der gesamten Ukraine. Und darüber, was die Wahrheit und was pure Propaganda ist.