Merkel fordert neue Energiepolitik
28. März 2014"Es wird eine neue Betrachtung der gesamten Energiepolitik geben", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einem Gespräch mit dem kanadischen Premierminister Stephen Harper in Berlin. In der Europäischen Union gebe es eine sehr hohe Abhängigkeit von russischem Öl und Gas. Die Abhängigkeit Deutschlands sei dabei "längst nicht die höchste", erklärte Merkel.
Ein Drittel von Öl und Gas aus Russland
Nach Angaben der Europäischen Kommission bezieht die EU etwa je ein Drittel ihrer Importe von Rohöl und Erdgas aus Russland. Deutschland deckt mit russischem Gas etwa 35 Prozent seines Bedarfs, beim Öl sind es mehr als 30 Prozent. Das Thema Energieabhängigkeit von Russland hat durch die Krim-Krise wieder an Aktualität gewonnen. Falls der Konflikt weiter eskalieren und es zu Wirtschaftssanktionen kommen sollte, gilt die Energieversorgung als Achillesferse Europas.
Vor diesem Hintergrund sprach sich Merkel dafür aus, die Energieressourcen Kanadas in die "langfristige Orientierung" einzubeziehen. Als "rohstoffreiches" Land sei Kanada ein "sehr interessanter Partner" für Deutschland und die Europäische Union. Die Kanzlerin machte dabei darauf aufmerksam, dass für die intensivere Nutzung der kanadischen Energievorräte in Europa die entsprechende Infrastruktur geschaffen werden müsse.
Harper wiederum stellte eine Diversifizierung der kanadischen Energieexporte in Aussicht, die derzeit nahezu vollständig in die USA gehen. Kanada ist wie Deutschland Mitglied der Gruppe der sieben führenden Industrienationen (G7). Das Format G8 für Treffen unter Einschluss Russlands ist wegen der aktuellen Krise ausgesetzt worden.
Gabriel: Keine Alternative
Einen etwas anderen Akzent als Kanzlerin Merkel, setzte ihr Vize, der Bundeswirtschaftsminister und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Nach seiner Ansicht gibt es zum Import von Erdgas aus Russland "keine vernünftige Alternative". In der Debatte über die Abhängigkeit Europas von russischem Öl und Gas werde fälschlicherweise so getan, als bestünden viele andere Möglichkeiten. Dies sei aber nicht richtig, sagte Gabriel auf einer Veranstaltung der "Neuen Osnabrücker Zeitung", wie das Blatt berichtete. Der Minister warnte zugleich vor "Panikmache" und übergroßer Furcht vor einem eventuellen Lieferstopp Moskaus. "Selbst in finstersten Zeiten des Kalten Krieges hat Russland seine Verträge eingehalten", betonte Gabriel.
wl/qu (dpa, afp)