Messerattacke im ICE wohl kein Terror
7. November 2021Nach dem Messerangriff am Samstag auf Reisende in einem ICE in Bayern gibt es Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Tatverdächtigen. Nach einer ersten Begutachtung durch einen psychiatrischen Sachverständigen sei davon auszugehen, dass der 27-Jährige "unter einer paranoiden Schizophrenie" leide und zur Tatzeit nicht schuldfähig gewesen sei, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Neuhof auf einer Pressekonferenz.
Psychische Erkrankung als Motiv?
Nach Angaben der Ermittler gibt es derzeit keinerlei Anhaltspunkte für eine andere Motivlage abseits der psychischen Erkrankung. Es gebe "keine Hinweise auf einen islamistischen oder terroristischen Hintergrund", so Kriminaldirektorin Sabine Nagel. Es werde aber weiter in alle Richtungen ermittelt.
Der Tatverdächtige soll am Samstagmorgen in dem ICE, der mit 208 Fahrgästen auf dem Weg von Passau nach Hamburg war, auf Mitreisende mit einem Messer eingestochen haben. Nachdem zunächst von drei Schwerverletzten die Rede war, sprach die Polizei später von vier Verletzten. Dem 27-Jährigen werden versuchter Mord in zwei Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, versuchter Totschlag und vorsätzliche Körperverletzung vorgeworfen.
Jobverlust vor dem Messerangriff
Der Verdächtige habe sich nach eigener Aussage von dem ersten Opfer, einem 26-Jährigen, bedroht gefühlt und ihn deshalb angegriffen, so Oberstaatsanwalt Neuhof. Die anderen Taten habe er nach eigener Aussage "wie im Traum" begangen. Der Mann wurde in die Psychiatrie nach Regensburg gebracht. Hinweise auf frühere psychiatrische Behandlungen gibt es laut den Ermittlern nicht.
Der aus Syrien stammende Mann kam den Ermittlern zufolge 2014 nach Deutschland und lebte zuletzt in Passau. Bislang trat er demzufolge einmal polizeilich in Erscheinung - im vergangenen Jahr sei er wegen eines kleineren Betrugsdelikts verurteilt worden. Eine Abschiebung hat der in Damaskus geborene junge Mann nicht zu befürchten gehabt. 2016 wurde er als Flüchtling anerkannt. Einen Tag vor der Attacke habe er seinen Job verloren, hieß es von den Ermittlern.
cw/qu (afp, dpa)