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Das Geheimnis der Strömungen

Nicolas Martin30. Juli 2015

Ein muschelbesetztes, etwa zwei Meter langes Wrackteil ist die Hoffnung der Angehörigen. Experten prüfen bereits alle Details, um die Absturzstelle weiter einzugrenzen - auch die Strömungen des Meeres.

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Wrackteil des Malaysia Airlines Flug MH370
Bild: picture-alliance/dpa/Zinfos974

Seit anderthalb Jahren hält das Verschwinden des malaysischen Flugzeugs MH370 die Angehörigen der Opfer in Atem. Jeder Anhaltspunkt bei der Suche nach den insgesamt 239 Vermissten wird genau untersucht. Bisher ist noch nicht abschließend geklärt, ob das angespülte Wrackteil am Strand der Insel La Réunion tatsächlich von dem verschollenen Flugzeug stammt.

Für Arne Biastoch, Professor für Ozeanzirkulation, ist es durchaus möglich, dass ein Wrackteil den weiten Weg durch den Indischen Ozean bis nach La Réunion zurücklegt. "Wegen der flachen Struktur ist davon auszugehen, dass das Flugzeugteil an der Oberfläche geschwommen ist", sagt Biastoch, der am Meeresforschungsinstitut Geomar in Kiel arbeitet.

Deutschland Arne Biastoch
Arne Biastoch von GeomarBild: Geomar

Die Strömungsgeschwindigkeiten im Indischen Ozean lägen bei unter einem Stundenkilometer. "Aber über knapp 17 Monate gerechnet, können durchaus Distanzen von 4000 Kilometer und mehr zurückgelegt werden."

Strömungen könnten neue Erkenntnis liefern

Experten gehen bisher davon aus, dass die MH370 Tausende Kilometer abseits ihres eigentlichen Kurses flog und irgendwann in den Indischen Ozean stürzte. In einem riesigen Seegebiet im südlichen Indischen Ozean wurde eine teure Suche eingeleitet, an der sich Schiffe, Flugzeuge und Satelliten aus mehreren Ländern beteiligten. Immer wieder sichteten die Experten im Meer schwimmenden Teile, aber nie ein Trümmerteil der vermissten Maschine.

Der neue Fund, könnte die Suche in Richtung Norden verschieben. Denn die Strömungsverläufe deuteten eher daraufhin, dass der Ausgangspunkt des Wrackteils nicht südlich vor der australischen Küste liegt. "Wir können anhand der Strömungen schon sagen, dass es wahrscheinlicher ist, dass das Wrackteil aus der Region vor Indonesien stammt oder vielleicht im Norden von Australien", so Biastoch. Die Strömungen weiter im Süden vor der australischen Küste würden in eine andere Richtung verlaufen - also nicht zur Insel La Réunion.

La Reunion Fund vermutliches Wrackteil Malaysia Airlines Flug MH370
Angespültes Wrackteil auf La RéunionBild: Reuters/Zinfos974/P. Bigot

Um diese Theorie zu untermauern, spielt Biastoch mit internationalen Kollegen Flaschenpost. Die Flasche, das sind viele virtuelle Teilchen und das Meer ist ein großes Daten-Paket auf dem Computer. Die Daten bestehen aus Satellitenaufnahmen der letzten anderthalb Jahre. Die Satelliten erfassen die Meeresströmungen, indem sie die Wellenhöhe und die Neigung der Meeresoberfläche messen.

Anhand der Neigung kann dann wiederum die Geschwindigkeit der Strömung berechnet werden. Die Daten ergeben dann das Bild seit dem Absturz der Maschine. "Virtuelle Teilchen lassen wir in diesem Modell dann sozusagen rückwärts driften. Dann bekommen wir eine Start-Wahrscheinlichkeit", erklärt Biastoch vom Geomar, dem Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung.

Bildergalerie MH 370 Suche
Suche nach dem verschollenen Flugzeug kurz nach dem Absturz im April 2014Bild: Reuters/Australian Defence Force

So können die Experten dann herausfinden, ob es wahrscheinlicher ist, dass die Maschine vor der Küste Indonesiens oder vor der Küste Australiens abgestürzt ist. Eine Annäherung - dennoch warnt der Professor für Ozeanzirkulation vor zu viel Zuversicht. Das Problem sei der lange Berechnungszeitraum. "Das Meer ist sehr turbulent und wirbelig" und je länger der Messungszeitraum, desto größer die Verteilung der virtuellen Teilchen im virtuellen Modellversuch. "Die mögliche Absturzstelle wird weiterhin ein sehr großes Feld sein."