Romney Wahlversprechen
31. August 2012Als die rotweißblauen Luftballons im Tampa Bay Stadium zu Boden gesunken und das Konfetti verstreut war, zeigten sich die Delegierten im Saal zufrieden. "Er hat genau den richtigen Ton getroffen", strahlt die 19-jährige Caroline Shinkle aus Massachusetts, dem Staat, in dem Mitt Romney vier Jahre Gouverneur war. "Es geht um die Wirtschaft, um seine Erfahrung als Geschäftsmann", erklärt die Studentin weiter. "So hat er sich hier präsentiert und das ist angekommen." Pamela Haynam aus Ohio meinte: "Am besten hat mir gefallen, dass er versprochen hat, Arbeitsplätze zu schaffen und die Staatsschulden abzubauen."
Romneys Rede war der Höhepunkt des Parteitags der Republikaner. Nachdem er die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten seiner Partei offiziell angenommen hatte, stellte er sich zunächst als Privatmann vor - denn vielen Wählern im Land ist der gläubige Mormone, der sein Millionenvermögen als Investmentbanker verdient hat, noch immer suspekt. Er tut sich schwer damit, seinen Wählern auf der persönlichen Ebene zu begegnen.
Auch bei Frauen kommt er weniger gut an als Präsident Obama. Und so lobte Romney seine Frau Ann, mit der er fünf Söhne hat, in den höchsten Tönen: "Ich musste damals für meinen Job viel arbeiten und ich habe zuhause angerufen und Unterstützung angeboten, aber jede Mutter weiß, davon werden die Hausaufgaben nicht fertig. Es hilft auch nicht dabei, die Kinder morgens rechtzeitig zur Schule zu bringen." Aber er habe gewusst, fuhr Romney fort, dass ihr Job als Mutter wesentlich wichtiger gewesen sei als seine Arbeit.
Wirtschaftspolitik im Mittelpunkt
Romney präsentierte sich bereits mit dieser Rede als Mann der Mitte. Von den extrem konservativen Ansichten, die er im Kampf um die Nominierung seiner Partei vertreten hatte, war keine Rede. An diesem Abend ging es nicht um Abtreibung, Waffenrecht oder die Gesundheitsreform, sondern um seine Familie, seine Karriere, Amerika und die Wirtschaft - und um Kritik an Präsident Obama. "Borgt sich unser Amerika eine Billion Dollar von China?" Auf Romneys Frage antworteten die Delegierten im Saal geschlossen mit "Nein". Ebenso auf die Frage, ob es in einem republikanischen Amerika 23 Millionen Arbeitslose und für die Hälfte der Hochschulabsolventen keinen Job geben kann.
Er wolle zwölf Millionen Arbeitsplätze schaffen, versprach Romney, indem er die Energieversorgung der USA unabhängig machen, das Bildungssystem reformieren, neue Handelsabkommen schließen, die Regierung schrumpfen, das Haushaltsdefizit reduzieren, den Etat ausgleichen und Steuern senken werde. Und damit hatte er die Delegierten auf seiner Seite.
Unterstützung durch Hollywoodprominenz
Unterstützung bekam Romney an diesem Abend von anderen prominenten Republikanern wie zum Beispiel Marco Rubio, Senator aus Florida. Dessen Eltern stammen aus Kuba. Ihm wird in der republikanischen Partei, die sich um die wachsende hispanische Minderheit im Land bemühen muss, eine große Zukunft vorhergesagt. Doch auch Hollywood-Prominenz war angereist. Die Meinungen der Kommentatoren über Clint Eastwoods Auftritt, der mit einem imaginären Präsidenten Obama Zwiesprache hielt, waren zwar geteilt, aber im Saal hatte Eastwood die Lacher auf seiner Seite.
Auch Oscar-Preisträger Jon Voight gehört zu den Romney-Unterstützern. Er erklärte der DW, Romney werde im November die Präsidentschaftswahlen gewinnen, "weil er ein integrer Mann ist, der der Wahrheit leidenschaftlich verbunden ist. Und weil er Amerika wieder zu dem machen wird, was es einmal war, und das ist das Entscheidende."
Kampf in den "Battlegroundstates"
Die Partei schart sich um ihren Kandidaten. Margaret Stoldorf hat in den Vorwahlen noch für Rick Santorum, den erzkonservativen ehemaligen Senator aus Pennsylvania gestimmt. Jetzt unterstütze sie gerne Mitt Romney. Die Frau aus Red Oak, Iowa, erklärt, sie werde jedenfalls alles tun, damit Mitt Romney auch in ihrem Bundesstaat siege, der zu den "Battlegroundstates", den besonders umkämpften Bundesstaaten gehöre. "Wir in der republikanischen Partei in Iowa sind motiviert und begeistert von unserem Kandidaten und sind überzeugt, dass er der nächste Präsident der Vereinigten Staaten wird."
Sie glaubt auch, dass Romney unabhängige Wähler in dem konservativen Bundesstaat überzeugen kann, in Präsident Obama vor vier Jahren einen Gewinn einstreichen konnte. "Ich glaube, dass er die richtige Botschaft hat, dass die Menschen einen neuen Präsidenten wollen, neue Ideen, eine neue Wirtschaftspolitik und wieder zurück zu dem amerikanischen Traum wollen."
Romneys Vizepräsident Paul Ryan, der zum Schluss mit auf die Bühne kam, sorgt unter den Republikanern für zusätzliche Begeisterung. Der Abgeordnete aus Wisconsin ist ein Liebling der Tea Party und steht für einen schlanken Staat, Steuersenkungen, aber auch eine Reform des Sozialstaats, besonders der Gesundheitsversicherung.
Mike Darrow ist Delegierter aus Milwaukee, Wisconsin, und das ist ebenfalls ein "Battlegroundstate". Darrow gab sich "sehr optimistisch", dass Mitt Romney und Paul Ryan in seiner Heimat gewinnen. Darrow, der auch in den Vorwahlen schon für Romney gestimmt hat, verweist auf die Kompetenz der beiden in der Wirtschaftspolitik und Romneys Fähigkeiten als Manager: "Seine Spezialität ist es, Probleme zu lösen: wenn Firmen straucheln, kann er sie wieder profitabel machen, ebenso wie die Olympischen Spiele." Amerika habe ein Problem, und Mitt Romney sei der richtige Mann, es zu lösen.
Davon muss Romney nun die Amerikaner überzeugen. Mit der offiziellen Annahme der Nominierung kann er nun auch das Geld ausgeben, das die republikanische Partei für den Wahlkampf gesammelt hat. In der nächsten Woche nimmt Präsident Obama die Nominierung der Demokraten auf dem Parteitag in Charlotte in North Carolina an. Die heiße Phase des Wahlkampfs hat damit begonnen.