Moody's stuft Türkei auf Ramschniveau herab
24. September 2016Die langfristigen Verbindlichkeiten der Türkei würden nun nur noch mit "Ba1" bewertet, teilte Moody's mit. Das ist zwar nur eine Herabsetzung um eine Stufe, bedeutet aber, dass die Türkei aus dem so genannten Investment-Bereich in den Ramsch-Bereich hineinrutscht.
Wachstum wird schwächer
Die Ratingagentur hatte bereits Mitte Juli nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei erklärt, eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes zu prüfen. Es müssten die mittelfristigen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und politische Einrichtungen bewertet werden, hatte es vor rund zwei Monaten geheißen. Nun teilte Moody's mit, für die Jahre 2016 bis 2019 werde für die Türkei nur noch ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent erwartet. Das liege deutlich unter den 5,5 Prozent, um die die türkische Wirtschaft im Schnitt zwischen 2010 und 2014 gewachsen sei.
Die Reaktion der Regierung auf den gescheiterten Militärputsch werfe Fragen auf, so Moody's weiter. So gebe es nach dem Vorgehen gegen Privatfirmen, die Verbindungen zur Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen hätten, nun zunehmende Sorgen mit Blick auf den Schutz privater Investments in der Türkei.
"Fragiles finanzielles Umfeld"
Die Türkei bewege sich weiterhin "in einem fragilen finanziellen und geopolitischen Umfeld", erklärte die Ratingagentur. Ihre "äußere Verletzbarkeit" habe zugenommen, sowohl in den vergangenen zwei Jahren als auch in jüngster Zeit wegen unvorhersehbarer politischer Entwicklungen. Die Auslandsschulden von Regierung, Unternehmen und Bankensektor seien gestiegen, so Moody's weiter.
In diesem Jahr seien noch Zahlungen in Höhe von rund 159 Milliarden Dollar fällig. Diesem hohen Finanzierungsbedarf stünden plötzliche Schwankungen des Vertrauens der Investoren gegenüber, das in den vergangenen 18 Monaten "schwach und unbeständig" gewesen sei, heißt es in der Mitteilung der Agentur weiter.
Nach dem Scheitern des Putschversuches am 15. Juli geht die türkische Regierung mit großer Härte gegen vermeintliche Gegner vor, insbesondere gegen die Gülen-Bewegung. Zehntausende Menschen wurden festgenommen, ihrer Posten enthoben oder versetzt. Zudem startete die Türkei Ende August eine Militäroffensive in Syrien, die gegen die IS-Miliz sowie gegen die Kurden gerichtet ist.
wl/gri (afp, rtr)