Moskau warnt vor Spannungen im Donbass
1. September 2018Sachartschenkos Tod verbaue den Weg zu einer Umsetzung der Minsker Friedensvereinbarung für das Gebiet, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax, der Anschlag sei eine "Provokation". Der 42-jährige Chef der selbsternannten Volksrepublik Donezk war am Freitag bei einem Bombenangriff auf ein Café in der von den Rebellen kontrollierten Stadt Donezk getötet worden.
Außenminister Sergej Lawrow schloss nach dem Attentat weitere Ukraine-Gespräche auf absehbare Zeit aus. "Es ist unmöglich, über künftige Treffen im Normandie-Format zu sprechen, wie dies viele unserer europäischen Partner wünschten", sagte Moskaus Chefdiplomat vor Reportern. Im sogenannten Normandie-Format beraten Deutschland, Frankreich, Russland und die Ukraine über eine Lösung des Konflikts in der von Separatisten kontrollierten Ostukraine.
"Minsker Vereinbarungen sinnlos"
Auch andere russische Beamte betonten, die Ermordung Sachartschenkos sei ein schwerer Schlag für die Bemühungen zur Beilegung der Krise in der Ukraine. Der Mord mache die Minsker Vereinbarungen völlig sinnlos, ließ auch der russische Parlamentsvorsitzende Wjatscheslaw Wolodin mitteilen. Anders sah es der Unterhändler der Separatistenrepublik Luhansk im Minsk-Prozess, Wladislaw Dejnego. Minsk bleibe "das einzige Instrument, dass wir für eine Friedensregelung haben", sagte Dejnego. Der Tod Sachartschenkos ändere daran nichts.
Sachartschenko ist bereits der sechste Separatistenführer, der in dem vierjährigen Konflikt getötet wurde. Russland als Schutzmacht der Separatisten gab sofort der Ukraine die Schuld an dem Attentat. Präsident Wladimir Putin hatte nach dem Anschlag sein Beileid bekundet und gesagt, er erwartete, dass die Mörder vor Gericht gestellt werden. In einem auf der Kreml-Website veröffentlichten Brief lobte Putin Sachartschenko als "einen wahren Volksführer, einen mutigen und entschlossenen Mann".
Russische Quellen berichten von zweitem Toten
Unterdessen wurde gemeldet, dass es bei dem tödlichen Anschlag in dem Café ein zweites Todesopfer gegeben haben soll. Sechs Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden, teilte der Zivilschutz der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk mit. Fünf Verletzte seien ambulant behandelt worden, meldete die Agentur Interfax. Unabhängige Berichte darüber gibt es nicht.
Im Krieg zwischen den von Moskau unterstützten Kämpfern und der ukrainischen Regierungsarmee sind seit 2014 mehr als 10.000 Menschen getötet worden. Ein mit deutscher Vermittlung 2015 in Minsk in Weißrussland ausgehandelter Friedensplan wird nicht umgesetzt.
cw/jj/hk (dpa, afp, rtr)