Mursi sagt Nein zu Gottesstaat
18. Januar 2013"Wir glauben nicht an einen Gottesstaat. Den Begriff der Theokratie gibt es bei uns nicht. Wir sprechen immer von einem zivilen Staat", erläuterte der ägyptische Staatschef Mohammed Mursi der deutschen Zeitung. Nach der Revolution von 2011, in deren Folge die islamistische Muslimbruderschaft zur stärksten politischen Kraft wurde, soll Ägypten laut Mursi nun ein Staat werden, in dem "alle Bürger die gleichen Rechte haben, unabhängig von ihrem Glauben und ihrer Religion".
Christen und Frauen garantiere die neue Verfassung die gleichen Rechte wie allen anderen Bürgern, sagte er. "Meine Arbeit besteht darin, die Interessen aller Ägypter zu wahren", erklärte Mursi, der aus der Muslimbruderschaft kommt, weiter.
"Diktatur ist vorbei"
Auch der Kampf gegen "Überbleibsel" des alten Regimes unter Präsident Hosni Mubarak soll, wie der 61-Jährige der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" versicherte, ausschließlich mit rechtlichen Mitteln geführt werden.
"Die Diktatur und die Bürokratie, die über Jahrzehnte geherrscht haben, bekämpfe ich im Rahmen der Verfassung mit dem Gesetz und der Justiz. Ich gehe diesen Weg mit aller Stärke, aber nicht durch Sondermaßnahmen", sagte Mursi.
Im vergangenen November hatte der Präsident scharfe Kritik bei der Opposition, Teilen der Justiz und bei der Presse hervorgerufen, weil er sich per Dekret mit Sondervollmachten ausgestattet und die Justiz damit entmachtet hatte.
Friedensvertrag mit Israel wird respektiert
Mursi äußerte sich in dem FAZ-Interview auch zu außenpolitischen Themen. So bekräftigte er, seine Regierung werde den Friedensvertrag mit Israel respektieren. Außenpolitisch bemühe sich Ägypten "um ausgeglichene Beziehungen zu allen Staaten". Im Hinblick auf seinen für Ende Januar geplanten Besuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin sprach sich der Präsident für eine größere "Rolle Deutschlands in Ägypten und im Nahen Osten" aus.
se/det (kna, dpd, dpa)