Myanmars Polizei knüppelt Proteste nieder
10. März 2015Stacheldraht und Barrikaden hatten die Studenten stoppen sollen. Dann ging die Polizei mit Schlagstöcken direkt auf die etwa 200 jungen Leute los, die mit ihrem wochenlangen Marsch nach Rangun gegen das neue Bildungsgesetz Myanmars (früher: Birma) protestieren wollen. In Letpadan wurde die Demonstration gewaltsam aufgelöst, auch Mönche und Journalisten wurden laut Augenzeugenberichten verprügelt.
Rund die Hälfte der Protestierenden wurde festgenommen, einige mussten schwer verletzt in Krankenhäuser gebracht werden. Etwa 120 Aktivisten und Unterstützer seien inhaftiert worden, teilte ein Polizeisprecher der Agentur AFP mit. 16 Polizisten seien durch Steinwürfe verletzt worden. Einige Demonstranten versuchten zu fliehen und wurden bis in einen buddhistische Tempel hinein verfolgt.
Das neue Bildungsgesetz unterdrückt nach Ansicht der Studenten die akademische Unabhängigkeit. Sie fordern ein demokratisches und freies Ausbildungssystem. Eine größere Gruppe wollte von Mandalay im Landeszentrum ins etwa 600 Kilometer entfernte Rangun ziehen, war jedoch etwa 140 Kilometer vor ihrem Ziel von der Polizei in Letpadan umzingelt worden. Hoffnungen auf Gespräche mit der Regierung wurden nicht erfüllt.
Kritiker fürchten mit dem brutalen Vorgehen des Staatsapparats einen Rückfall in die Ära der Militärdiktatur. Die Tarnung sei gefallen, man sei "zurück im alten Birma", erklärte zum Beispiel ein Sprecher von Human Rights Watch (HRW).
In Rangun hat es häufig Studentenproteste gegeben. 1988 wurde so die Initialzündung für eine Demokratiebewegung gegeben, die das ganze Land erfasste, bevor sie von der damaligen Militärregierung niedergeschlagen wurde. Seit 2011 führt eine halb-zivile Regierung Myanmar. Sie hat erste Reformen angestoßen.
SC/wl (afpe, rtre, ARD)