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Ein Land im Wandel

Manuela Kasper-Claridge (zur Zeit Naypitaw)7. Juni 2013

Myanmar, das frühere Birma, befindet sich in einem rasanten Wandel. Mancher spricht von Goldgräberstimmung. An den Reformen werde festgehalten, versichert der Präsident des Landes im DW-Exklusiv-Interview.

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Myanmars Präsident Thein Sein bei der Eröffnung des regionalen Treffens des Davoser Weltwirtschaftsforums (Foto: AFP)
Bild: Soe Than WIN/AFP/Getty Images

Es ist ein eindrucksvoller Ort. Das Weiße Haus in Washington wirkt dagegen wie eine bessere Pförtnerloge. Der Palast von Thein Sein, dem Präsidenten Myanmars, in der Hauptstadt Naypitaw ist überdimensioniert. Er liegt auf einer Anhöhe, die hellen Säulen glänzen schon aus der Ferne. "Think big" muss das Motto gewesen sein, als die früheren Militärmachthaber den Präsidentensitz bauen ließen. Wer am Eingang steht, muss sich klein fühlen. Drinnen glänzt vieles in Gold, die Kristalle der Kronleuchter funkeln.

Hoffen auf Reformen und Investitionen

Exklusive Einladung

Aber Präsident Thein Sein hat sich diesen Sitz nicht ausgesucht. Das imposante Gebäude war schon da und jetzt nutzt er es. Fleißige Helfer notieren jedes Wort, das der schlanke Mann der Journalistin aus Deutschland sagt. Denn die Deutsche Welle wurde während des Weltwirtschaftsforums exklusiv zum Termin in den Präsidentenplast eingeladen. Ein "Exklusivtermin" bedeutet aber auch, dass fünf Kamerateams des Regierungsfernsehens anwesend sind, und dass der Präsident vier seiner Minister mitgebracht hat, darunter den Außen- und den Informationsminister. Direkt hinter dem Stuhl des Präsidenten, außerhalb des Blickfelds der Journalistin, kauert ein junger Mann, der ebenfalls alles notiert.

Die Reformen gehen weiter

Thein Sein liegt die Reform des Landes sehr am Herzen. Er will deutlich machen, dass die Menschen davon profitieren. Er spricht birmanisch. Ein Dolmetscher übersetzt ins Englische: "Eine Priorität ist die sozioökonomische Entwicklung in unserem Land. Wir glauben daran, dass wir mit der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung für bessere Ausbildung und eine bessere Gesundheitsversorgung sorgen können. Das wird die Lebensverhältnisse der Mehrheit verbessern."

Deutsche Investoren gesucht

Thein Sein ärgert sich, weil einige noch immer nicht an den Fortschritt und die Zukunft Myanmars glauben. Seit zwei Jahren treibt er den Reformprozess voran, jetzt sollen doch endlich die ausländischen Investoren kommen. Die sind ihm noch zu zögerlich. An Deutschland richtet er einen Appell. "Es ist doch so, dass kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland sehr stark sind. Wir wünschen uns, dass diese Unternehmen auch mehr in Myanmar investieren."

Armut immer noch hoch

Aber viele warten noch ab. Sie kommen, schauen und fahren wieder nach Hause. Zu groß ist der Bedarf und zu groß auch das Risiko. Auf der Avenue, die zum Präsidentenpalast führt, pflegen derweil Arbeiter mit Strohhüten die weitläufigen Grünanlagen. Der heftige tropische Regen stoppt sie nicht. Ab und zu stehen hinter den schicken Neubauten kleine Hütten, in denen die Tagelöhner wohnen. Das Land braucht Arbeitsplätze. Drei Millionen Birmaner arbeiten außerhalb des Landes, weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit finden. Offizielle Arbeitslosenstatistiken gibt es zwar nicht. Doch ein Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Deshalb fordern die Birmaner, dass ausländische Unternehmen nachhaltig im Land investieren.

Keine Angst

Thura Ko, Manager der Beratungsfirma YGA Capital hat in London studiert. Er spricht aus, was viele denken. "Wir sollten nicht den erstbesten Investor nehmen, es muss der richtige sein. Wir müssen wählerisch bei der Auswahl der ausländischen Partner sein. Unsere Bevölkerung sollte aber auch keine Angst vor ausländischen Investoren haben."

Mittelschicht zu klein

Der junge Manager mit dem kahlgeschorenen Kopf sitzt in Naypyitaw auf dem Podium und diskutiert auf dem Weltwirtschaftsforum mit Managern und Politikern über die Zukunft seines Landes. Sorgen bereiten ihm die großen Einkommensunterschiede. "Die Mittelschicht in Myanmar ist noch klein, aber diese meist gut ausgebildeten Leute sind für die Entwicklung eines Landes sehr wichtig", sagt er.

Prioritäten setzen

Die Reduzierung der Armut und Verbesserung der Ausbildung steht auch bei Präsident Thein Sein ganz oben auf der Liste. Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi mahnt auf einer Pressekonferenz, dass den Versprechungen der Regierung endlich Taten folgen müssten.

Am Abend gibt die Regierung für die Gäste des Weltwirtschaftsforums ein Galadinner, garniert mit birmanischer Musik und Kultur. Aung San Suu Kyi ist da schon abgereist. Sie hat Wichtigeres zu tun.