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KonflikteBurkina Faso

"Uniformierte" verüben Massaker in Burkina Faso

24. April 2023

Im Grenzgebiet zu Mali werden laut offiziellen Angaben rund 60 Zivilisten getötet. Ermittler sprechen von Tätern in Militäruniformen. Die Gegend wird immer weiter von islamistischen Gruppen destabilisiert.

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Grüne Felder, glückliche Kinder - so malt dieses Wandbild in der Hauptstadt Ouagadougou die Zukunft Burkina Fasos unter Mitwirkung des Militärs aus
Grüne Felder, glückliche Kinder - so malt dieses Wandbild in der Hauptstadt Ouagadougou die Zukunft Burkina Fasos unter Mitwirkung des Militärs ausBild: AP/picture alliance

Die Behörden im Norden Burkina Faso haben Ermittlungen zu dem Massaker angekündigt, das sich bereits am Donnerstag im Dorf Karma in der Provinz Yatenga ereignete. "Etwa 60 Menschen wurden von Personen getötet, die die Uniformen unserer nationalen Streitkräfte trugen", erklärte der Bezirksstaatsanwalt der Stadt Ouahigouya, Lamine Kabore. "Die Verletzten wurden in Sicherheit gebracht und befinden sich derzeit in medizinischer Behandlung." Die Angreifer hätten "verschiedene Güter entwendet". Mehr als 100 Angreifer seien auf Motorrädern und Pick-ups in das Dorf eingefallen, so die Nachrichtenagentur AFP. Karma liegt nahe der malischen Grenze - rund um das Dorf befinden sich illegale Goldminen.

Überlebende sprachen nach Angaben der AFP von rund 80 Toten. Die französische Zeitung "Libération" berichtet gar von mindestens 150 Toten. Sie zitiert humanitäre Helfer mit der Theorie, dass Armeeangehörige mit der Rückeroberung des von Islamisten beherrschten Landstrichs beauftragt worden seien, aber mutmaßlich nicht wussten, dass in dem Dorf weiterhin Zivilisten lebten. Ungewöhnlich ist demnach auch, dass es sich bei den Opfern um traditionelle Bauern auf der Gemeinschaft der Mossi gehandelt habe, die den Eliten des Landes gemeinhin näher stehen als die traditionellen Viehhirten der Fulani.

Generalmobilmachung gegen islamistischen Terror

Im Norden Burkina Fasos erweitern islamistische Terroristen ihren Einflussbereich von Mali aus. Erst eine Woche zuvor hatte sich ein mutmaßlich dschihadistisch motivierter Angriff in der Region ereignet, bei dem 34 freiwillige Sicherheitskräfte sowie sechs Soldaten getötet worden waren. Malis Militärregime hatte darauf hin eine "Generalmobilmachung" ausgerufen, um dem Staat "alle nötigen Mittel" zum Kampf gegen derartige Übergriffe an die Hand zu geben.

Auf einem Handydisplay ist ein Video zu sehen, auf dem eine Person auf sandigem Boden liegt. Zwei stehen um sie herum, einer hält einen großen Stein in den Händen.
Gelegentlich werden die brutalen Angriffe auf Handyvideos dokumentiertBild: AP/picture alliance

Die Militärführung unter Hauptmann Ibrahim Traoré steht unter großem Druck - schließlich hatte sie im September gegen den vormaligen Übergangspräsidenten Paul-Henri Damiba geputscht, weil dieser aus ihrer Sicht nicht genug für die Sicherheit des Landes getan hatte. Traoré hat das Ziel ausgerufen, die Kontrolle über jene 40 Prozent der Landesfläche zurückzugewinnen, die de facto von Terroristen beherrscht werden.

Spirale der Gewalt

Damit das gelingt, will er laut aktuellen Angaben 5000 zusätzliche Soldaten rekrutieren - zusätzlich zu Zehntausenden Freiwilligen. Einem Dekret zufolge wird jeder körperlich gesunde Volljährige, der noch nicht der Armee angehört, "einberufen je nach den Bedürfnissen, die von den zuständigen Behörden ausgedrückt werden".

Allein in Burkina Faso hat die Gewalt der vergangenen Jahre nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen mehr als 10.000 Leben gekostet, zwei Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben. Sicherheit ist ein großflächiges Problem der gesamten Sahelzone, die in Form von Dürren und ausbleibenden Ernten bereits heute vom Klimawandel weiter destabilisiert wird. Der Putsch in Burkina Faso war der siebte in knapp über zwei Jahren; auch Traorés Vorgänger war so ins Amt gekommen. Traoré erneuerte dessen Versprechen, 2024 Wahlen für eine zivile Regierung abzuhalten.

ehl/kle/nmm (afp, rtr, Libération.fr)