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Müller sucht das Außergewöhnliche

Thomas Klein (aus Evian-les-Bains)5. Juli 2016

Thomas Müller wartet bei der EM in Frankreich weiter auf seinen ersten Treffer. Von einer Krise will der Spieler aber nichts wissen. Auch Joachim Löw nicht, denn seine Einsatzbereitschaft spricht für Müller.

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UEFA EURO 2016 - Achtelfinale | Deutschland vs. Slowakei Spielszene Müller
Bild: Reuters/L. Smith

Bastian Schweinsteiger sitzt auch am Dienstagmorgen wieder auf dem Ergometer im Fitnesszelt. Er radelt locker. Der Kapitän kämpft gegen die Zeit, er will am Donnerstag (21 Uhr MESZ, ab 20:30 Uhr im DW-Liveticker) im Halbfinale gegen Frankreich unbedingt spielen. Beim Duell gegen Italien hatte der 31-Jährige einen Schlag auf sein rechtes Knie bekommen - ein Einsatz ist weiter ungewiss. Besser sieht es dagegen bei Thomas Müller aus.

Der Stürmer wird in Marseille auflaufen, das hat Joachim Löw auf der Pressekonferenz am Montag mehr oder weniger angekündigt. Obwohl Müller bei diesem Turnier noch nicht getroffen hat, hält der Bundestrainer weiter an ihm fest. "Thomas Müller ist ein Spieler, der vorne durch seine Laufwege enorm für Unruhe sorgen kann, weil er Wege macht, die man als Verteidiger schwer aufnehmen kann", sagte Löw. "Er ist im Strafraum wahnsinnig gefährlich."

Keine Angst vor Offensivpower

Müller überzeugt momentan nicht durch Tore, dafür aber durch Laufleistung. Im Viertelfinale gegen Italien legte der Offensivallrounder in 120 Minuten mehr als 15 Kilometer zurück. In jedem Spiel arbeitet er viel für die Mannschaft, erobert Bälle und verteidigt oft bereits in der gegnerischen Hälfte. "Ich bin ein Typ, der selten gerne ruhig rumsitzt. Deswegen habe ich immer viel Energie gehabt und habe sie immer noch", sagte Müller. Auch gegen Frankreich wird von ihm wieder eine hohe Energieleistung verlangt werden.

UEFA EURO 2016 Frankreich vs Island Jubel Griezmann
Ganze fünf Tore erzielt Frankreich im Viertelfinale gegen Island, gegen Deutschland soll das nicht passierenBild: picture-alliance/dpa/A. Taherkenareh

Der EM-Gastgeber ist nämlich in einer guten Verfassung und hat im Stade Velodrome in Marseille tausende enthusiastische Fans hinter sich. Vor allem die Stürmer Antoine Griezmann und Olivier Giroud sind momentan schwer zu stoppen. Zusammen haben die Angreifer schon sieben Mal getroffen. Angst habe man vor der Offensivstärke des Gegners aber nicht, erklärt Müller. "Wir wissen, dass Frankreich mit sehr guten Einzelspielern bestückt ist. Wir müssen als Mannschaft gut verteidigen, um diese Spieler gar nicht erst in die Situationen zu bringen, in der sie dann ihre individuell Klasse einsetzen können."

Löw hat ein gutes Gefühl

Beide Stürmer haben Trefferquoten, von denen Müller aktuell nur träumen kann. Zwar hatte der Bayern-Angreifer während der ersten Spiele einige gute Chancen, konnte sie aber nicht nutzen. Seinen Versuch im Elfmeterschießen gegen Italien vergab er kläglich. Die Null steht weiter auf seinem Torkonto. "Es waren eben noch nicht diese Situationen da. Und wenn sie da waren, dann habe ich nicht das Außergewöhnliche gemacht, um ein Tor zu erzielen", erklärt der WM-Torschützenkönig von 2010. "Aber das bringt mich nicht um." Die Mannschaft gebe ihm ein gutes Gefühl. Allerdings: "Ein Tor würde mir Ruhe geben, dann müsste ich keine Fragen mehr beantworten", so Müller. Der Münchener ist trotz der schwierigen Situationen aber immer noch entspannt und nimmt sich selbst nicht allzu ernst.

Auch bei der letzten Presskonferenz im Basiscamp der Nationalmannschaft am Dienstag konnte er sich den einen oder anderen Scherz nicht verkneifen. Müller bleibt eben Müller. Er glaubt fest daran, dass der sprichwörtliche Knoten irgendwann platzen wird. Das sieht auch der Bundestrainer so und unterstützt seinen Spieler wo immer es geht. "Ich kenne Thomas jetzt schon ein bisschen länger. Er lässt sich von solchen Dingen nicht herunterziehen", sagte Löw. "Er macht unheimlich viele Wege für die Mannschaft und das ist gut. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass er, wenn es wirklich mal nötig ist, auch einen macht."

UEFA EURO 2016 - Achtelfinale | Deutschland vs. Slowakei Müller und Löw
Löw (r.) glaub weiter an seinen OffensivspielerBild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

"Ich hätte gerne getroffen"

Das Ziel ist der Titel, das sagt Müller schon seit Wochen. Er will den zweiten internationalen Pokal in Folge gewinnen. "Das wäre etwas, was nicht alltäglich ist. Dementsprechend ist mein Antrieb da sehr groß. Dass ich gerne getroffen hätte bisher ist aber auch klar." Gegen Frankreich wird Müller erneut die Chance bekommen. Vielleicht sogar in der Spitze als Ersatz für den verletzten Mario Gomez. Die Chancen auf einen Treffer würde das aber nicht erhöhen, weiß Müller. Er ordnet sich dem großen Ziel unter und wenn er am Ende mit null Treffern Europameister wird, dürfte ihm seine Torquote herzlich egal sein.