Müllfänger soll Plastik aus Flüssen holen
27. Oktober 2019Mit einer neuentwickelten Abfangvorrichtung hofft die Organisation "The Ocean Cleanup" die Einleitung von Plastikmüll in die Weltmeere über Flüsse auf ein Minimum begrenzen zu können. "Wir haben jetzt ein System, dass Plastik einfangen kann", sagte der Leiter der Organisation, der Niederländer Boyan Slat bei der Vorstellung der Abfangvorrichtung. Nach vierjähriger Entwicklungszeit stünden nun die ersten vier der Vorrichtungen bereit.
"Bis zu 50 Tonnen Plastikmüll pro Tag"
"Ocean Cleanup Interceptor" - so der Name des neuen Müllsammlers, den Slat im Hafen von Rotterdam vorstellte. Der "Interceptor" ähnelt einem großen Hausboot, ist 24 Meter lang, solarbetrieben, völlig autonom und soll in der Lage sein, rund um die Uhr Kunststoff aus Flüssen aufzusammeln.
An strategischen Positionen in einem Flusssystem platziert, soll eine gekrümmte Barriere den an der Wasseroberfläche treibenden Kunststoff zur Siebvorrichtung des Binnenschiffes leiten, von wo aus er ein Förderband hinaufrollen und in Containern gesammelt werden soll. Sind diese voll, sende ein Bordcomputer eine Nachricht, dass diese entleert werden müssen. "So einfach wie Sie Ihren Staubsauger reinigen würden", scherzte Slat bei der Enthüllung der Maschine.
Bis zu 50 Tonnen Müll pro Tag sollen laut Slat auf diese Weise aus dem Wasser geholt werden. "Unter den richtigen Bedingungen glauben wir, dass es sogar das Doppelte erreichen könnte", sagte der 25-jährige Geschäftsführer und Gründer von "The Ocean Cleanup". Zwei Schiffe seien bereits in zwei Flüssen in Indonesien und Malaysia im Einsatz, das dritte werde für den Einsatz im Mekongdelta in Vietnam und das vierte Vorrichtung für einen Einsatz im Río Ozama in der Dominikanischen Republik vorbereitet.
Dem neuen Müll-Fänger liegt laut "The Ocean Cleanup" die Überlegung zugrunde, dass rund 80 Prozent des Plastikmülls über rund 1000 große Flüsse in die Ozeane gelangten. Die Organisation hofft, die Technik innerhalb von fünf Jahren auf diesen Flüssen einsetzen zu können. "Wenn wir das schaffen, können wir unsere Ozeane wieder sauber bekommen", so CEO Slat.
Plastik nicht nur an der Oberfläche
Ganz richtig ist diese Aussage nicht. Selbst wenn die Müll-Fänger der Organisation im Ozean und in den Flüssen ganze Arbeit leisten, bleibt vermutlich dennoch viel Plastik im Meer. Der Grund: Die "Ocean-clean-up"-Müllfänger im Meer können nur den Müll einfangen, der an oder nahe der Oberfläche schwimmt. Dieser macht aber laut Experten vermutlich gerade mal ein bis drei Prozent der gesamten Plastikmasse in den Weltmeeren aus. Der große Rest soll sich zwischen Oberfläche und Meeresboden befinden.
cw/kle (ap, dpa, rtre)