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Wer sind die Tsunami-Opfer?

Julian Küng Pandeglang
26. Dezember 2018

Mindestens 430 Menschen sind durch den Tsunami ums Leben gekommen, der in Indonesien die Küsten von Java und Sumatra überrollte. Die Identifizierung der Leichen wird zunehmend schwieriger. Von Julian Küng, Pandeglang.

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Indonesien Banten nach Tsunami Einsatzkräfte
Bild: DW/J. Küng

Beißender Verwesungsgeruch liegt wie eine Wolke über dem Bezirkskrankenhaus Pandeglang im Westen der indonesischen Insel Java. Ohne Mundschutz ist es kaum auszuhalten. Dann ein lauter Schrei aus einem der vier Leichenhäuser, der durch Mark und Bein geht.

Lisda Cancer
Ermittlerin Cancer: "Nicht gewappnet"Bild: DW/J. Küng

"Wohl eine Familie, die ihren Verwandten identifiziert hat," sagt Lisda Cancer, Gesamtverantwortliche der "Disaster Victim Identification " (DVI), der Stelle, die für die Identifizierung der Toten zuständig ist.

Wie viele andere hier hat sie in den vergangenen Tagen kaum ein Auge zugemacht: "Wir versuchen zurzeit fieberhaft, 21 verweste Leichen zu identifizieren, so dass die wartenden Angehörigen ihre Ruhe finden können." In den 24 Stunden zuvor wurden wieder sechs Leichen in das Krankenhaus gebracht und ein Ende scheint nicht in Sicht.

Leblose Körper unter Schutthaufen

Rund 100 Kilometer westlich kämpfen sich noch immer Tausende Soldaten und Polizisten durch die Trümmer, die der Tsunami an Javas Westküste aufgetürmt hat. Sie baggern zuvor unzugängliche Gebiete frei, ziehen leblose Körper aus den Schutthaufen der zerstörten Küstenregion. Je länger die Rettungsarbeiten und die Suche nach weiteren Opfern dauern, desto schwieriger wird die Identifizierung, macht Lisda Cancer deutlich: "Zum Glück haben wir gestern einen klimatisierten Container zur Verfügung gestellt bekommen."

Bezirkskrankenhaus Pandeglang
Bezirkskrankenhaus Pandeglang: Beißender VerwesungsgeruchBild: DW/J. Küng

Davor war ein großer Teil der rund 100 Toten im Krankenhaus Pandeglang der Wärme ausgesetzt. Viele Leichen sind deshalb schon stark verwest und ihre Identität ist nur noch mit großer Mühe zu ermitteln. "Das Krankenhaus war für eine Katastrophe dieses Ausmaßes nicht gewappnet", sagt Cancer.

"Seit der Flut ist sie unauffindbar"

Vor den vier Leichenhäusern warten dutzende Angehörige, hoffen, dass nicht ihr Verwandter unter den Toten ist. "Meine beste Freundin wird immer noch vermisst. Sie hat am Samstagabend am Strand noch für Hotelgäste gesungen, seit der Flut ist sie unauffindbar", sagt die 18-jährige Leni, die neben einer Holzbank kauert.

Freundin Leni
Freundin Leni: "Sie hat am Samstagabend am Strand gesungen"Bild: DW/J. Küng

Daneben sitzt Fathima Ashyathry aus Jakarta: "Ich warte seit drei Tagen auf ein Zeichen meines Onkels Abdullah. Er machte mit seinem Sohn Strandurlaub in Carita, als die Todesflut das Hotel zerstörte."

Dass die Pathologen sie noch nicht angesprochen haben, gibt Ashyathry Hoffnung: "Ich glaube, er ist noch am Leben. Vielleicht ist er ja zu einer nahe gelegenen Insel geschwommen. Sein Sohn wurde bereits leblos in der Trümmermasse gefunden."

Weitere Tsunami-Warnung

Wie die meisten wartenden Angehörigen schläft Fathima in einem nahe gelegenen Gebetshaus. "Die Moschee ist jede Nacht proppenvoll", sagen ein paar Jugendliche vor dem Zufluchtsort. Ruhig schlafen kann im Moment aber niemand. Zu groß ist die Angst vor einer erneuten Katastrophe, nachdem die Behörden eine weitere Tsunami-Warnung ausgesprochen haben: "Meiden Sie die Küstengebiete von 500 Metern bis einen Kilometer landeinwärts", teilte der Katastrophenschutz an diesem Mittwoch mit.

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Moschee beim Krankenhaus: Angst vor einer erneuten KatastropheBild: DW/J. Küng

Grund sind die anhaltenden grauweißen Aschewolken, die über dem Vulkan "Anak Krakatau" aufsteigen. Rund 50 Kilometer von der Küste entfernt brodelt der Krater unaufhörlich weiter, spuckt Lava und flüssiges Gestein ins Wasser. Eine weitere Flanke des Vulkans droht ins Meer abzurutschen. So ein Unterwasser-Hangrutsch hatte am vergangenen Samstag den Tsunami ausgelöst, der mindestens 430 Menschen in den Tod riss.