Nach Parlamentswahl in Malaysia droht Hängepartie
20. November 2022Keine der drei großen Koalitionen des südostasiatischen Königreichs erzielte bei der Abstimmung am Samstag eine Mehrheit. Damit ist unklar, ob das Land nach Jahren der politischen Wirren die erhoffte Stabilität findet. In den vergangenen vier Jahren gab es drei verschiedene Regierungschefs. Die Koalitionen müssen nun Beratungen aufnehmen, um eine Regierung zu bilden. Wer der neue Ministerpräsident wird, ist damit noch unklar.
Regierungsbündnis verliert deutlich
Die größte Oppositionskoalition Pakatan Harapan (Allianz der Hoffnung, PH) gewann nach Angaben der Behörden 82 der 222 Parlamentssitze. Das andere Oppositionsbündnis Perikatan Nasional (Nationale Allianz, PN) bekam 73 Sitze, das bisherige Regierungsbündnis Barisan Nasional (Nationale Front, BN), das über Jahrzehnte an der Macht war, verlor deutlich und verfügt nur über 30 Sitze. Für die einfache Mehrheit sind 112 Sitze nötig.
Derweil verlor der mittlerweile 97 Jahre alte frühere Ministerpräsident Mahathir Mohamad - der Hauptarchitekt des Übergangs des Landes zu einer modernen Wirtschaft und einer der bekanntesten Politiker Asiens - seinen Parlamentssitz. Mahathir war von 1981 bis 2003 Regierungschef. Als er von 2018 bis 2020 erneut regierte, war er der älteste Ministerpräsident der Welt. Beobachtern zufolge könnte Mahathir damit die politische Bühne endgültig verlassen. Die Zeitung "Malay Mail" sprach vom "schwersten Schlag in seiner politischen Karriere".
Hohe Wahlbeteiligung
21 Millionen der rund 32 Millionen Malaysier waren wahlberechtigt. Die Beteiligung war der Wahlkommission zufolge hoch, eine endgültige Zahl gab es bis Sonntagmittag (Ortszeit) aber noch nicht. In den Warteschlangen waren am Samstag besonders viele junge Menschen zu sehen. Grund: Erstmals waren alle Bürger ab 18 Jahren stimmberechtigt, davor lag das Mindestalter bei 21 Jahren.
Der bisherige Ministerpräsident Ismail Sabri Yaakob hatte im Oktober nach einem Zerwürfnis zwischen seiner Partei UMNO und deren Verbündeten das Parlament aufgelöst und eine Neuwahl angekündigt. Eigentlich hätte das Land erst im kommenden Jahr wieder wählen sollen.
nob/haz (dpa, rtr)