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Negatives Migrantenbild in europäischen Medien

Eric Segueda19. Dezember 2012

In Europa wurden die Revolutionen in der arabischen Welt von vielen Menschen begrüßt. Doch die Einstellung der europäischen Medien ist weniger positiv, wenn es um Migranten aus dieser Weltregion geht.

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Ein überfülltes Flüchtlingsboot auf dem Weg aus Tunesien nach Lampedusa (Foto: Gaia Anderson) März, 2011, Lampedusa, Italien
Bild: Gaia Anderson

Schon zu Beginn der Aufstände in der arabischen Welt haben rund 6300 Menschen die italienische Insel Lampedusa erreicht. Die meisten kamen aus Tunesien. Italiens damaliger Regierungschef Silvio Berlusconi sprach von einem "menschlichen Tsunami". Heute sind humanitäre Organisationen überfordert, wenn man sie nach einer ungefähren Zahl der Migranten fragt, die seit Ausbruch der Revolutionen in der Europäischen Union Zuflucht suchen.

"Das übliche Ritual"

SPD-Politikerin Lale Akgün, Gruppenleiterin für "Internationale Angelegenheiten und Eine-Welt-Politik" bei der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, kennt zumindest die Zahlen für Deutschland: Allein aus Syrien hätten im Jahr 2011 rund 4000 Menschen Asyl beantragt - und in diesem Jahr seien es insgesamt mehr als 50.000 Flüchtlinge aus dem arabischen Raum. Zusammen mit anderen Experten diskutierte sie auf einer Konferenz über das Bild der Migranten aus dem arabischen Raum, das westliche Medien vermitteln. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Deutschen Welle, dem Institut für Auslandsbeziehungen (IFA) und dem Bonn International Center for Conversion (BICC).

Mehrere Migranten aus Nordafrika in Chemnitz (Foto: Hendrik Schmidt/lsn)
Flüchtlinge aus dem arabischen Raum in DeutschlandBild: picture-alliance/dpa

"Es ist das übliche Ritual, das wir immer erkennen, wenn es um Flüchtlinge geht", sagt Lale Akgün. Während die linksliberale Presse die Flüchtlingsproblematik aus der Perspektive der Migranten darstelle, schreibe die konservative beispielsweise über "das deutsche Dilemma mit den Syrien-Flüchtlingen", wie ein Titel der Tageszeitung "Die Welt" lautet.  

Provokation als Reflex

Außerdem beeilten sich europäische Medien damit, Vorgänge zu bewerten, statt sie so objektiv wie möglich darzustellen, kritisiert Andreas Schwarz, Medienwissenschaftler an der Technischen Universität Ilmenau in Thüringen: "Es passiert sehr schnell - wie ein Reflex". Denn Journalismus lebe leider auch von der Provokation.

"Am schlimmsten finde ich die Kommentare von Leserinnen und Lesern vor allem in den Print- und Onlinemedien", sagt Lale Akgün. Dort finde man viele rassistische Äußerungen mit dem Grundmuster: 'Wir brauchen diese Leute nicht, sie kommen, um sich in unserem Sozialsystem auszuruhen'."

SPD-Politikerin Lale Akgün auf einer Konferenz von DW, IFA und BICC
Lale Akgün wünscht sich eine ausgewogene BerichterstattungBild: DW/W. Segueda

Doch solche Kommentare seien auch darauf zurückzuführen, dass westliche Medien zu wenig Positives über Migranten berichteten, erklärt der tunesische Journalist Salah Methnani: "Wenn Medien versuchen, nicht nur die negativen Seiten zu schildern, dann wird sich auch das Image der Migranten in den Köpfen der europäischen Bürger ändern".

Debatte um christliche Flüchtlinge

Besonders kontrovers wird die Frage diskutiert, ob Deutschland als christliches Land vor allem christliche Flüchtlinge aufnehmen müsse. Hier sind wieder die Medien die Drehscheibe. Lale Akgün beklagt, dass eher konservativ geprägte Zeitungen wie "Die Welt" oder die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" christlichen Politikern die Möglichkeit gegeben hätten, ihre Herzenswünsche auszusprechen. Diese befürworten es, christlichen Migranten bevorzugt Zuflucht zu gewähren, weil der Verfolgungsdruck für diese am höchsten sei.

Genau wie in Deutschland werde die hohe Zahl der Flüchtlinge auch in den meisten europäischen Medien als Gefahr für die Wirtschaft der EU dargestellt. Lale Akgün beklagt, dass nur wenige Medien zum Beispiel sowohl Gegner als auch Befürworter einer Bevorzugung der christlichen Flüchtlinge zu Wort kommen ließen. Medien müssten ausgewogener berichten, damit sich die Bürger selber eine Meinung bilden könnten, fordert Migrationsexpertin Akgün.