Neue Vorwürfe gegen UN-Truppen in Zentralafrika
11. August 2015Die Menschenrechtsorganisation Amnesty (AI) International fordert die Aufklärung neuer Vorwürfe gegen Blauhelm-Tuppen in der Zentralafrikanischen Republik. Es gebe Beweise, dass ein UN-Soldat ein zwölfjähriges Mädchen vergewaltigt habe und dass Friedenstruppen wahllos zwei Zivilisten getötet hätten, sagte Joanne Mariner von Amnesty laut einer Mitteilung. Die Vereinten Nationen stehen seit Monaten in der Kritik, weil sie auf Missbrauchsvorwürfe durch ihre Friedenstruppen nicht ausreichend reagierten.
Der jüngste Vorwurf richtet sich gegen einen Soldaten der Stabilisierungsmission Minusca, der Anfang August eine Hausdurchsuchung in der Hauptstadt Bangui vornahm. Einen Tag später sollen Minusca-Soldaten einen Vater und seinen Sohn vor deren Haus erschossen haben. "Es müssen unabhängige Ermittlungen beginnen und Verdächtige müssen solange vom Dienst suspendiert werden", forderte Mariner.
Kritik an den UN
Nach AI-Angaben sagte ein UN-Sprecher der Menschenrechtsorganisation, dass die Vereinten Nationen Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung und den mutmaßliches Tötungen eingeleitet hätten. Demnach sollen an der Operation in Bangui UN-Friedenssoldaten aus Ruanda und Kamerun beteiligt gewesen seien.
Im Frühjahr wurde ein vertraulicher UN-Bericht öffentlich, wonach französische UN-Friedenssoldaten in Afrika mehrere Kinder missbraucht haben sollen. Im Gegenzug hätten sie Lebensmittel angeboten. Im Juli trat die stellvertretende UN-Menschenrechtskommissarin Flavia Pansieri zurück, offenbar auch, weil sie die internen Berichte über Missbrauchsvorwürfe ignoriert hatte.
Lage noch instabil
Die UN-Truppe befinden sich seit September in der Zentralafrikanischen Republik, um für Frieden in dem Land zu sorgen. Ende 2012 war dort nach einem gescheiterten Friedensabkommen ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Nach einem Putsch der muslimischen Séléka-Bewegung hatten sich im Land christliche Bürgerwehren gegründet, die Anti-Balaka. Neben den rund 10.000 UN-Soldaten versuchen seit 2013 auch französische Truppen, den Konflikt zwischen Christen, Muslimen und der Regierung zu beenden.
In dem Bürgerkrieg wurden Tausende Menschen getötet, etwa 850.000 flohen. 2,7 der etwa vier Millionen Einwohner sind auf Hilfe angewiesen. Laut UN ist die Lage nun zwar friedlicher, aber immer noch fragil. Im Oktober und November sollen in der Zentralafrikanischen Republik ein Verfassungsreferendum, Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden.
chr/kle (epd, ap)