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Riffgat Windpark

Hans-Christian Wöste12. Februar 2014

Diplomatische Verwicklungen, ein überraschender Fund von 30 Tonnen Munition und Dieselabgase: Der Bau des zweiten deutschen Offshore-Windparks war von Problemen begleitet. Nun wurde er endlich in Betrieb genommen.

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Offshore Windpark Riffgat, Kontroll-Monitore (Foto: Heinrich Hirdes GmbH/dpa
Bild: picture-alliance/Heinrich Hirdes GmbH/dpa

Ein halbes Jahr Verspätung beim Netzanschluss und Mehrkosten von 100 Millionen Euro für die Verbraucher: Der zweite kommerzielle deutsche Offshore-Windpark in der Nordsee hat bislang vor allem negative Schlagzeilen produziert. Nun ist Riffgat in der Nähe von Borkum an diesem Mittwoch (12.02.2014) endlich in Betrieb gehen. Die 30 Anlagen mit einer Leistung von 108 Megawatt können bald Strom für rechnerisch 120.000 Haushalte im Jahr einspeisen. Der Weg dahin war allerdings mühsam und zeigt die Schwierigkeiten beim schnellen Ausbau der Offshore-Windkraft für die Energiewende.

Schon vor Baubeginn sorgte das Projekt für Probleme: Ostfriesische Fischer befürchteten Verdienstausfälle nach der Sperrung großer Seegebiete, durch die das Hochspannungskabel vom Windpark an Land verläuft. Vor Gericht scheitern sie 2009 allerdings.

Unklarer Grenzverlauf

Ein weiteres Problem muss die Diplomatie aus dem Weg räumen: Bis heute ist der Grenzverlauf im Seegebiet der deutsch-niederländischen Emsmündung ungeklärt. Der Windpark ist völkerrechtlich zunächst ohne sichere Grundlage, bis sich beide Länder endgültig geeinigt haben.

Doch das größte Hindernis erwarten den Oldenburger Energieversorger EWE als Bauherren von Riffgat und seinen Partner, den Windparkplaner Enova, im Sommer 2013. Zwar stehen die 30 Siemens-Anlagen und das kleine Umspannwerk jetzt startklar rund 15 Kilometer nordwestlich von Borkum. Doch für den Anschluss ans Festland fehlen noch einige Kilometer. Ein halbes Jahr Verzögerung steht ins Haus, weil der Netzbetreiber Tennet vor der Verlegung des Hochspannungskabels überraschend auf explosive Altlasten gestoßen ist: Etliche Tonnen Munition aus dem Zweiten Weltkrieg liegen noch im Wasser und müssen aufwendig geborgen werden.

Dieselaggregate für Notstrom

Die Panne sorgt bundesweit für Spott, Riffgat wird zum Symbol einer verkorksten Energiewende. Denn statt Strom zu erzeugen, müssen die 30 Anlagen nun mit Notstrom-Dieselaggregaten gekühlt und bewegt werden - Abgasrauch statt grünem Ökostrom.

Offshore Windpark Riffgat, aus dem Meer geborgene Munition (Foto: dpa)
Teure Altlasten: Geborgene Munitionsreste vom MeeresgrundBild: picture-alliance/Heinrich Hirdes GmbH/dpa

Die Schuld für diese Misere schieben sich Tennet und EWE gegenseitig zu. "Das war so nicht vorhersehbar", begründet eine Tennet-Sprecherin die Verzögerung. 60 Spezialisten seien Tag und Nacht für die Bergung von 30 Tonnen Munition im Einsatz gewesen. "Zu den Mehrkosten von 100 Millionen Euro hat die Planung der Seekabeltrasse durch den Windparkbetreiber geführt", sagt Tennet-Geschäftsführer Lex Hartmann. EWE-Chef Werner Brinker verweist dagegen auf nicht eingehaltene Terminzusagen von Tennet und eine zu spät gestartete Munitionsbergung.

Verbraucher zahlen die Zeche

Letztlich zahlt der Verbraucher die Zeche für die teure Panne. Bei bis zu 480 Millionen Euro Baukosten pocht die EWE auf einen Ausgleich für den Strom, den sie nicht verkaufen konnte, und fordert eine Entschädigung von Tennet. Der Netzbetreiber verweist auf gesetzliche Regelungen, wonach letztlich der Verbraucher über den Strompreis dafür aufkommen soll.

EWE plant vorerst keine weiteren Offshore-Windparks mehr. Ohne geänderte Rahmenbedingungen sei nicht genug Geld da für derartige Investitionen, sagt Vorstandschef Brinker.