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Offshore-Windpark in der Kritik

9. August 2013

In der Nordsee ist der erste kommerzielle Offshore-Windpark fertig. Doch die Anlage liefert erst 2014 Strom. Stattdessen verbraucht sie jede Menge Diesel. Die Landesregierung ist verärgert.

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Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nahm den Vorgang zum Anlass, um das Planungs-Chaos beim Stromanschluss von Windparks auf dem Meer allgemein zu kritisieren. "Es gibt keine aufeinander abgestimmte Gesamtplanung", sagte Weil im deutschen Fernsehen. Notwendig sei eine "ordnende Hand". Für die Netzanbindung forderte er deshalb eine eigene Gesellschaft mit Beteiligung des Bundes. Derzeit seien private Unternehmen für die Anbindung zuständig, die durch bestehenden Verträge abgesichert seien. Wenn etwas schief gehe, müsse der Verbraucher zahlen.

Hintergrund für Weils Ärger ist die Verzögerung bei der Anbindung des ersten deutschen kommerziellen Offshore-Windparks Riffgat vor der Küste Borkums. Die 30 Windmühlen mit 108 Megawatt installierter Leistung können rechnerisch rund 120.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Der Bauabschluss wird am Samstag offiziell gefeiert. Doch die Anbindung ans Stromnetz werde sich bis 2014 verzögern, sagte am Freitag ein Sprecher des Oldenburger Energieversorger EWE. Bis dahin würden pro Monat rund 22.000 Liter Diesel in Stromaggregaten verfeuert, um die Anlagen in Betrieb zu halten, zu kühlen und vor Rost zu schützen.

Ist Weltkriegs-Munition schuld?

In einem Interview des Bayerischen Rundfunks machte Weil für die Verzögerung den Übertragungsnetzbetreiber Tennet mitverantwortlich. Dessen Aussage, dass Munition auf dem Meeresboden die Inbetriebnahme des Windparks verzögere, sei mit "dicken Fragezeichen" zu versehen. Eine Sprecherin Weils sagte, der Ministerpräsident stelle nicht in Abrede, dass dort Munition liege. Dies sei seit längerem bekannt. Er sei jedoch verwundert darüber, dass erst jetzt mit der Bergung der Altlast begonnen werde.

Tennet verwies dagegen auf unvorhersehbare Probleme bei der Munitionsbergung. Bei ersten Untersuchungen im Jahr 2008 hätten sich kaum auffällige Stellen mit Munitionsresten aus dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, sagte eine Sprecherin. Bei späteren Suchaktionen seien dagegen deutlich mehr explosive Altlasten entdeckt worden. Die Bergung und Entschärfung sei extrem schwierig und langwierig, aber für die Sicherheit unverzichtbar.

mm/wa (dpa)