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Nibali gewinnt Königsetappe

24. Juli 2015

Der Vorjahressieger siegt auf der 19. Etappe und tröstet sich für den bislang enttäuschenden Verlauf der Tour de France. Die Verfolger machen zwar Zeit gut auf den Mann in Gelb, aber reicht das, um noch mal ranzukommen?

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Tour de France 19. Etappe Sieger Vincenzo Nibali
Bild: Reuters/S. Rellandini

Ein linkes Ding von Vincenzo Nibali und eine giftige Attacke von Nairo Quintana haben Einzelkämpfer Christopher Froome in die Bredouille gebracht. Ohne Unterstützung seines schwächelnden Sky-Teams hat der britische Spitzenreiter auf der Königsetappe der 102. Tour de France erstmals einen Dämpfer erhalten. Beim Sieg des Vorjahressiegers Nibali auf der 19. Etappe über 138 Kilometer von Saint-Jean-de-Maurienne nach La Toussuire verlor Froome als Dritter eine halbe Minute auf seinen schärfsten Konkurrenten Nairo Quintana. Vor dem Showdown im Radsport-Mekka L'Alpe d'Huez am Samstag ist damit weitere Spannung garantiert.

Nibali, der Schaltprobleme von Froome zu einer eiskalten Attacke genutzt hatte, holte sich mit 44 Sekunden Vorsprung auf Quintana seinen ersten Etappensieg bei der in diesem Jahr für ihn so enttäuschend verlaufenen Tour. Froome erreichte 1:14 Minuten später als Dritter das Ziel. Auf die Gesamtwertung hatte der Sieg des Sizilianers keinen großen Einfluss, wohl aber der Aufschwung von Quintana. Vor der letzten Alpenetappe am Samstag, die in L'Alpe d'Huez ein Spektakel verspricht, liegt Froome nur noch 2:38 Minuten vor dem kolumbianischen Kletterer. Die Spanier Alejandro Valverde und Alberto Contador verloren dagegen über eine Minute auf Froome und sind im Rennen um den Gesamtsieg außen vor.

Froome ohne Helfer

Auf der vorletzten Bergetappe geriet Froome bei der so reibungslos verlaufenen Triumphfahrt in Gelb erstmals in Schwierigkeiten. Fünf Kilometer vor dem Ziel attackierte Quintana und holte eine halbe Minute heraus. Schon frühzeitig hatten sich wichtige Froome-Helfer wie Geraint Thomas und Richie Porte aus der vorderen Gruppe verabschiedet, so dass der Brite in der entscheidenden Phase auf sich allein gestellt war. Dazu brachten Schaltprobleme beim Anstieg zum Col de la Croix de Fer Froome aus dem Tritt.

Frankreich Radsport Tour de France 2015
Hier muss keiner alleine hoch: Froome wird von den Fans angefeuertBild: Reuters/E. Gaillard

Froome musste kurzzeitig anhalten, was Nibali - gar nicht gentlemanlike - zu einem Angriff nutzte. "Eine gute Attacke von Vincenzo. Er will beides, den Etappensieg und sich im Gesamtklassement verbessern", sagte Teamchef Alexander Winokurow, ehemaliger Radprofi, der des Blutdopings überführt worden war. Überhaupt ist es überraschend, dass sein Team Astana bei der Tour dabei ist: es hatte 2014 fünf positive Dopingtests unter den Fahrern gegeben. Auf der Etappe verzichteten Quintana, Alberto Contador und Co. auf eine Tempoverschärfung, Nibali machte sich alleine auf den Weg Richtung Spitze. Dort hatte der Franzose Pierre Rolland, der am Vortag Platz zwei belegt hatte, frühzeitig zu einer Alleinfahrt angesetzt.

Vorfreude auf L'Alpe d'Huez

34 Kilometer vor dem Ziel hatte Nibali den Franzosen eingeholt und kurz darauf beim 18 Kilometer langen Schlussanstieg auch überholt. Der Italiener, dem in diesem Jahr so wenig gelungen war, feierte seinen insgesamt fünften Etappensieg. Zugleich verbesserte sich Nibali auf den vierten Platz und liegt nur noch 6:44 Minuten hinter Froome. Valverde (5:25) ist Gesamtdritter. Froome, dessen Rennmaschine am Vortag auf versteckte Motoren kontrolliert worden war, hatte sich vor der Etappe noch zuversichtlich gezeigt. Er befinde sich in einem "Traum-Szenario".

Die Form sei besser als 2013 und das Gelbe Trikot sei keine Bürde. Am Samstag wird er das Maillot Jaune auch nach L'Alpe d'Huez hochtragen, wenn es zum ultimativen Höhepunkt der Tour 2015 kommt. Die 21 berühmtesten Serpentinen der Welt werden dann wieder zur überdrehten Partymeile. Der Ausnahmezustand ist programmiert: Mindestens 500 000 Radsport-Fans werden die schmale Straße säumen und den Fahrern nur eine winzige Gasse lassen. 13,8 Kilometer Karneval in den Alpen.

sw/gri (dpa, sid)