Hertha BSC - ein Hauptstadt-Flop
17. Oktober 2020Eigentlich hätten die Verantwortlichen bei Hertha BSC an diesem Samstag glücklich sein können: 4.000 Zuschauer im Olympiastadion! Wie sehr hätte man sich andernorts gefreut, wenn man in Zeiten der Corona-Pandemie so viele Fans ins Stadion hätte lassen können? In aber Berlin gab es schon in der Halbzeitpause Pfiffe für das eigene Team und am Ende lange Gesichter. Manche waren auch ratlos.
Dritte Niederlage in Serie
Hertha BSC rutscht mit der dritten Niederlage in Serie schon wieder in eine Krise und ist auf dem Weg in die Abstiegszone der Tabelle. Gegen seinen Ex-Klub VfB Stuttgart kassierten Trainer Bruno Labbadia und seine Mannschaft eine 0:2 (0:1)-Heimniederlage. Wie mögliche Sieger sahen die Berliner allenfalls in den ersten Spielminuten aus.
Der Aufsteiger Stuttgart war den Gastgebern nicht nur durch die Tore von Marc-Oliver Kempf (9. Minute) und Gonzalo Castro (68.) überlegen und kletterte mit sieben Punkten erstmal ins vordere Tabellendrittel.
Eher unspritzig
Manche stellten sich an diesem Nachmittag in Berlin bereits die Frage, ob Coach Labbadia eigentlich der richtige Mann für diese Mannschaft ist. So wie die erst im Laufe der Woche von ihren Südamerika-Reisen zurückgekehrten und entsprechend müde wirkenden Jhon Córdoba (Kolumbien) und Matheus Cunha (Brasilien) wirkte das gesamte Team eher unspritzig. Dies wurde umso deutlicher, als die personell gebeutelten Stuttgarter ihre Probleme durch taktische Klugheit und Spieldisziplin im Gegensatz zur Hertha wettmachten.
Labbadia fluchte am Spielfeldrand, aber was half es? Seine Mannschaft wirkte fahrig. Zu langsam, zu ungefährlich, zu ideenlos. Schüsse Richtung Tor gab es erst nach einer halben Stunde, die gingen allerdings weit vorbei. Am brenzligsten wurde es bei einem missglückten Abwehrversuch von Stuttgarts Orel Mangala, der fast im VfB-Tor gelandet wäre. Zu allem Überfluss musste Hertha-Verteidiger Peter Pekarik nach rund 20 Minuten humpelnd und gestützt vom Platz, eine Verletzung am linken Bein. Die Zuschauer, die sich nicht immer an das Gesangs- und Sprechchor-Verbot in Berlin hielten, quittierten den enttäuschenden Auftritt der Hertha bereits zur Pause mit einem Pfeifkonzert.
Lukebakio mit guten Szenen
Besänftigt wurden sie auch nach dem Seitenwechsel nicht. Hertha stemmte sich zwar gegen die Niederlage, der eingewechselte Dodi Lukebakio hatte einige gute Szenen. Aber ein Tor sprang auch dabei nicht heraus.
Die Berliner Bilanz nach vier Spieltagen ist also düster: Ungeachtet der Investitionen von Lars Windhorst fehlt es in Berlin vor allem an einem sportlichen Konzept. Und Hoffnungsträger in dieser Hinsicht, wie etwa Jürgen Klinsmann haben diese Hoffnung mitgenommen. Die Herren Jens Lehmann, Aufsichtsratsmitglied des Klubs, und Manager Michael Preetz sollten ihre Meinungsverschiedenheiten bald beilegen. Oder war die Äußerung von Präsident Werner Gegenbauer, dass Lehmann nicht für die Hertha spreche, schon ein Hinweis darauf, dass auch dieser "Hoffnungsträger" nicht lange ein Herthaner bleiben wird?