Nobelpreis-Rekorde
7. Oktober 2013Als Alfred Nobel in seinem Testament sein Vermögen für eine Stiftung zur Verfügung stellte, war seine Verwandtschaft entsetzt. Sie fochten das Testament an. Erst 1901 - fünf Jahre nach Nobels Tod - wurde der erste Nobelpreis verliehen. Seitdem ist viel passiert...
Nobelpreis an einen Toten
Nur Lebende dürfen für den Nobelpreis nominiert werden. Friedensnobelpreisträger Dag Hammarskjöld 1961 und Literaturnobelpreisträger Erik Axel Karlfeldt 1931 wurden dennoch posthum geehrt, da sie zwischen der Nominierung und der Nobelpreisbekanntgabe verstarben. Seit 1974 ist auch das nicht mehr erlaubt.
2011 ging dennoch ein Nobelpreis an einen Toten. Als das Komitee bekannt gab, dass Ralph Steinman mit dem Medizinnobelpreis geehrt werden sollte, wusste es nicht, dass dieser drei Tage zuvor verstorben war. In diesem Fall machte man eine Ausnahme. Steinmans Erben nahmen später den Preis in Empfang.
Gleich zweimal ausgezeichnet
Vier Wissenschaftler erhielten gleich zwei Nobelpreise. Der US-Amerikaner John Bardeen erhielt zweimal den Nobelpreis für Physik: einmal für die Entwicklung des Transistors (1956), das zweite Mal für die Theorie der Supraleitfähigkeit, bei der Metalle ihren elektrischen Widerstand verlieren (1972). Der britische Biochemiker Frederick Sanger wurde zweimal in Chemie ausgezeichnet: 1958 für die Strukturaufklärung des Insulins, 1980 für die Methode, die Reihenfolge der Nukleinbasen in DNA zu bestimmen.
Eine ungewöhnliche Kombination schaffte der US-Chemiker Linus Pauling: 1954 wurde er mit dem Chemienobelpreis ausgezeichnet; 1962 folgte der Friedensnobelpreis. Pauling hatte sich vehement gegen Atomwaffentests eingesetzt.
Frauen unterrepräsentiert
Die sicher bekannteste zweifache Nobelpreisträgerin ist Marie Curie: 1903 in Physik geehrt für ihre Untersuchungen zur Radioaktivität und 1911 in Chemie für die Entdeckung der chemischen Elemente Polonium und Radium.
Insgesamt 44 Mal ging ein Nobelpreis bisher (2012) an eine Frau, aber nur 16 Mal in einer der drei wissenschaftlichen Disziplinen - das sind gerade mal knappe drei Prozent. In Physik bekamen zwei Frauen den Nobelpreis, in Chemie vier und in Medizin immerhin zehn Frauen.
Annahme verweigert
Ein Friedensnobelpreisträger, Le Duc Tho, und ein Literaturnobelpreisträger, Jean-Paul Sartre, haben bisher die Annahme des Preises verweigert. Während Sartre jegliche offizielle Ehrung ausschlug, lehnte Le Duc Tho seinen Nobelpreis wegen der damaligen Situation in Vietnam ab. Bei den wissenschaftlichen Disziplinen kam das bisher nicht vor.
Außerdem war es deutschen Wissenschaftlern unter Hitler verboten, die Auszeichnung anzunehmen. Davon betroffen waren Richard Kuhn (Chemie 1938), Adolf Butenandt (Chemie 1939) und Gerhard Domagk (Medizin 1939). Sie nahmen nach Ende des Zweiten Weltkriegs Diplom und Medaille in Empfang, aber das Preisgeld war verloren.
Welche Nation ist am erfolgreichsten?
Die meisten Nobelpreise haben in allen drei wissenschaftlichen Disziplinen die USA abgeräumt: 43 Prozent aller Preisträger in Physik, Chemie und Medizin sind US-Amerikaner.
Danach folgen in Physik und Chemie auf Platz zwei die Deutschen und auf Platz drei die Briten, bei Medizin in umgekehrter Reihenfolge. Am vierterfolgreichsten war jeweils Frankreich.
Wann werden Nobelpreisträger geboren?
Die häufigsten Geburtstage unter Nobelpreisträgern sind der 21. Mai und der 28. Februar.
Wie alt sind die Geehrten?
Über alle sechs Disziplinen betrachtet ist ein Nobelpreisträger im Durchschnitt 59 Jahre alt, wenn er ausgezeichnet wird. Bei den Wissenschaftsdisziplinen sind sie etwas jünger: bei Chemie und Physik durchschnittlich 57, in der Medizin sogar nur 55 Jahre.
Jüngster Nobelpreisträger war im Jahr 1915 mit 25 Jahren der Physiker Lawrance Bragg. Der älteste bei den wissenschaftlichen Disziplinen war 2002 mit 88 Jahren der Physiker Raymond Davis Jr. Zwei Wirtschaftswissenschaftler (Leonid Hurwicz und Lloyd Shapley) waren sogar schon 90 bzw. 89 Jahre alt.