Kims atomares Säbelrasseln
27. November 2022"Stark", "stärker", "am stärksten" - das sind offenbar die Lieblingsvokabeln von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Sein Land habe "die stärkste strategische Waffe der Welt" behauptete er auf einer feierlichen Zeremonie am Samstag, wie jetzt die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldet. Anlass der Zusammenkunft waren die jüngsten Raketentests des ostasiatischen Landes. Kim verkündete demnach, er wolle sein Land zur stärksten Atommacht der Welt aufbauen.
Die KCNA zitiert Kim mit den Worten, nordkoreanische Wissenschaftler hätten einen "wunderbaren Sprung in der Entwicklung der Technologie zur Anbringung von Nuklearsprengköpfen auf ballistischen Raketen" gemacht. Dem Bericht zufolge zeichnete Kim bei der Zeremonie mehr als 100 Beamte und Wissenschaftler für ihre Arbeit an der Interkontinentalrakete "Hwasong-17" aus.
Neue Rakete mit großer Reichweite
Nordkorea hatte in der vergangenen Woche in einem der bisher schlagkräftigsten Raketentests des Landes eine Interkontinentalrakete abgefeuert, die nach japanischen Angaben westlich der Insel Hokkaido im Meer niederging. Bei der Rakete handelte es sich offenbar um Nordkoreas jüngste Interkontinentalrakete mit einer potenziellen Reichweite, die das US-Festland treffen könnte. Mit der neuartigen "Hwasong-17", die mit Mehrfachsprengköpfen bestückt werden könne, verfüge Nordkorea nun über die mächtigste strategische Waffe, heißt es aus Pjöngjang.
Der Aufstieg zur Atommacht sei "das größte und wichtigste revolutionäre Ziel", wurde Kim nun von der KCNA zitiert. Die führenden Beamten und Wissenschaftler hätten der Welt das "Ziel Pjöngjangs, die stärkste Armee der Welt aufzubauen", vor Augen geführt, fügte er hinzu.
Bei dem Fototermin am Samstag rief Kim laut einem weiteren KCNA-Bericht zu einer "grenzenlosen Verstärkung der Verteidigungskapazitäten" auf und forderte die Wissenschaftler und Arbeiter auf, "die nukleare Abschreckung des Landes in außergewöhnlich schnellem Tempo auszubauen und zu verstärken".
Die staatliche Zeitung "Rodong Sinmun" veröffentlichte mehr als ein Dutzend Bilder von Kim bei dem Fototermin mit seiner "geliebten Tochter" Ju Ae. Nordkoreas Machthaber hatte sie erstmals beim Start der Interkontinentalrakete der Öffentlichkeit präsentiert. Die etwa Zehnjährige soll Kims zweites Kind sein. Der gemeinsame Auftritt mit ihrem Vater innerhalb kurzer Zeit hat die Debatte befeuert, ob Ju Ae als Kims potenzielle Nachfolgerin aufgebaut werden soll.
Viele Tests, noch mehr Macht
Die Führung in Pjöngjang hat in diesem Jahr bereits mehr Raketen abfeuern lassen als in jedem Jahr zuvor. Allein im November waren es vermutlich 30 Kurz-, Mittel- und Langstreckenraketen. Erst im September hatte Nordkoreas Parlament ein Gesetz über den präventiven Einsatz von Atomwaffen verabschiedet. Das Gesetz gibt Kim zugleich die oberste Befehlsgewalt über die Atomwaffen des Landes.
Das international abgeschottete Land baut seit Jahren sein Waffenprogramm aus und unterliegt deshalb internationalen Sanktionen. Der UN-Sicherheitsrat hat seit 2006 fast ein Dutzend Resolutionen verabschiedet, in denen Sanktionen gegen Nordkorea wegen seiner Atom- und Raketenaktivitäten verhängt wurden.
AR/se (afp, dpa, rtr, ap)