Nordkorea provoziert mit weiteren Raketentests
1. Oktober 2022Die beiden Raketen wurden nördlich der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang in Richtung Meer abgefeuert, teilte der südkoreanische Generalstab in einer Erklärung mit. Er bezeichnete den Abschuss als "ernste Provokation" und erklärte, die Streitkräfte würden sich "in enger Abstimmung mit den USA in höchster Bereitschaft" halten.
Auch Japan bestätigte den Abschuss der beiden Geschosse. Nordkorea habe seine Raketenstarts in einem "noch nie dagewesenen Tempo wiederholt", sagte Japans stellvertretender Verteidigungsminister Toshiro Ino. Die Raketen schienen "in unregelmäßigen Bahnen geflogen zu sein", sagte er. Nach Ansicht von Experten könnte dies darauf hindeuten, dass die Raketen während des Fluges manövrierfähig sind. Die Geschosse seien 359 beziehungsweise 400 Kilometer weit geflogen.
US-Vizepräsidentin: Brutale Diktatur
Zuletzt hatte Nordkorea am Donnerstag nur wenige Stunden nach der Abreise von US-Vizepräsidentin Kamala Harris aus Südkorea einen Test mit zwei ballistischen Raketen unternommen. Harris kritisierte Nordkorea während ihres Besuchs an der innerkoreanischen Grenze mit ungewöhnlich deutlichen Worten als "brutale Diktatur mit grassierenden Menschenrechtsverletzungen und einem rechtswidrigen Waffenprogramm, das den Frieden und die Stabilität bedroht".
Die zuletzt gehäuften Raketentests Nordkoreas werden von Experten auch als Reaktion auf die diese Woche abgehaltenen Seemanöver südkoreanischer und US-amerikanischer Streitkräfte gewertet. An den viertägigen Marineübungen hatte auch der Flugzeugträger "USS Ronald Reagan" teilgenommen. Es war die erste Entsendung eines US-Flugzeugträgers nach Südkorea seit fast vier Jahren. Nordkorea wirft den USA regelmäßig vor, durch ihre Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten - was von beiden Ländern bestritten wird.
Status als Atommacht gesetzlich besiegelt
Die Spannungen in der Region haben nach einer Reihe von Tests mit atomwaffenfähigen Raketen durch Nordkorea in diesem Jahr deutlich zugenommen. Zudem soll das Land Berichten zufolge den Abschuss einer ballistischen U-Boot-Rakete sowie möglicherweise auch seinen ersten Atomtest seit 2017 vorbereiten.
Nordkorea unterliegt seit 2006 UN-Sanktionen, die der Sicherheitsrat im Laufe der Jahre stetig und einstimmig verschärft hat. So soll Nordkorea an der Finanzierung seines Atomwaffen- und Raketenprogramms gehindert werden. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un lässt sich jedoch nicht von seinem Kurs abbringen. Erst kürzlich verabschiedete Nordkorea ein neues Atomwaffengesetz. Dieses sieht unter anderem den Einsatz von Atomwaffen nicht nur bei einem Angriff feindlicher Kräfte, sondern schon bei einem drohenden Angriff auf die Führung in Pjöngjang vor. Der Status als Atommacht wurde darin als "unumkehrbar" verankert.
bri/qu (dpa, rtr, afp)