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Keine Jobs für Langzeitarbeitslose

6. Juli 2016

Nach einem Jahr ohne neue Arbeit zählt man zu den Langzeitarbeitslosen. Dann findet man in Deutschland kaum noch eine Stelle, trotz der guten Konjunktur. Und Alleinerziehende geraten schnell in die Armutsfalle.

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Arbeitssuchende vor einem Jobcenter der Bundesagentur für Arbeit in Duisburg (Foto: dpa)
Arbeitssuchende vor einem Jobcenter der Bundesagentur für Arbeit in DuisburgBild: picture-alliance/dpa/M. Gerten

Nur 13 Prozent der Langzeitarbeitslosen, die im vergangenen Jahr ihre Arbeitslosigkeit beendeten, haben tatsächlich eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden. Diese Zahl zitierten die Zeitungen der Funke Mediengruppe aus einer Antwort der Bundesagentur der Arbeit auf eine Anfrage der Linksfraktion. Der überwiegende Teil dieser Langzeitarbeitslosen sei einfach aus der Statistik gestrichen worden.

Danach wechselten im vergangenen Jahr 54 Prozent jener Langzeitarbeitslosen, die nicht mehr als arbeitslos erfasst wurden, offiziell in die Nichterwerbstätigkeit: 36 Prozent wurden als erwerbsunfähig eingestuft, elf Prozent wurden wegen fehlender Verfügbarkeit oder Mitwirkung gestrichen, hinzu kamen Sonderregelungen etwa zum Vorruhestand.

Den zitierten Angaben der Bundesagentur zufolge verharrt die Langzeitarbeitslosigkeit seit Jahren trotz des Aufschwungs auf hohem Niveau: Seit 2011 habe die Zahl der Arbeitslosen, die mindestens ein Jahr ohne Beschäftigung sind, nur um 2,7 Prozent abgenommen. Sie liege bei 1,04 Millionen.

"Erfolglosigkeit und Untätigkeit"

Arbeitslose stehen Schlange im Jobcenter Gelsenkirchen (Foto: dpa)
Arbeitslose stehen Schlange im Jobcenter GelsenkirchenBild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Die Anfrage an die Bundesagentur hatte die Vizefraktionschefin der Linken im Bundestag, Sabine Zimmermann, gestellt. Zimmermann sagte den Funke-Zeitungen, die Zahlen belegten "die Erfolglosigkeit und Untätigkeit der Bundesregierung". Zimmermann forderte eine Kehrtwende in der Arbeitsmarktpolitik, um mehr für Langzeitarbeitslose zu tun: "Es müssen ausreichend Gelder für Weiterbildung und gute öffentlich geförderte Beschäftigung zur Verfügung gestellt werden."

Zudem müsse über Verpflichtungen für Arbeitgeber nachgedacht werden. Sie dürften nicht wie bisher aus Vorurteilen Langzeiterwerbslose bei Stellenbesetzungen nicht berücksichtigen. Die Arbeitsmarktexpertin warnte, eine Konzentration der Politik nur auf leichter vermittelbare Arbeitslose, die den Rest seinem Schicksal überlasse, sei "mehr als unsozial".

Fünfmal höheres Armutsrisiko

Deutschland Symbolbild Kinderarmut
Bild: imago/blickwinkel

Unterdessen veröffentlichte die Bertelsmann-Stiftung eine Studie, derzufolge knapp eine Million Kinder von Alleinerziehenden in Deutschland von Hartz IV-Leistungen leben. Ihnen droht damit häufiger ein Leben in Armut als ihren Altersgenossen, die mit beiden Elternteilen aufwachsen. Jedes zweite Kind im Hartz-IV-Bezug lebe in einer Familie mit nur einem Elternteil; alleinerziehende Eltern bezögen diese Leistungen fünfmal häufiger als Paarhaushalte mit minderjährigen Kindern.

Ein Grund sei, dass die Hälfte der Alleinerziehenden keinen Unterhalt für ihre Kinder bekomme, hieß es. Weitere 25 Prozent erhielten die entsprechenden Zahlungen des Ex-Partners nur unregelmäßig oder unterhalb des Mindestanspruchs. Daher sei auch das Armutsrisiko von Alleinerziehenden selbst nach wie vor sehr hoch.

Ein Drittel der Alleinerziehenden bezieht Hartz IV

In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Situation überdies verschlechtert, so die Autoren der Studie. 2014 bezogen den Angaben zufolge 42 Prozent der Betreffenden ein Einkommen, das weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens entsprach. Sie galten damit als armutsgefährdet. Im Vergleich zu 2005 stieg dieser Anteil um 6,6 Prozentpunkte. Bei Paarfamilien dagegen sank das Armutsrisiko im selben Zeitraum um 11,7 Prozentpunkte.

Laut der Studie wachsen 2,3 Millionen Kinder in Ein-Eltern-Familien auf, davon 89 Prozent bei der Mutter. 37,6 Prozent der Alleinerziehenden beziehen Hartz IV; dadurch geht diese Leistung auch an 970.000 Kinder.

Die Experten der Bertelsmann-Stiftung fordern "gezielte Maßnahmen", um den betroffenen Kindern mehr "Bildungs- und Teilhabechancen" zu ermöglichen. Sie sprechen sich unter anderem dafür aus, die Durchsetzung der Unterhaltsansprüche der Kinder zu verbessern und das Unterhalts- und Sozialrecht an die Bedürfnisse von Alleinerziehenden anzupassen.

stu/rb (afp, dpa, kna)