Nützlicher Panama-Kanal
3. November 2003Erst 1999 erhielt Panama von den USA die Hoheit über den Kanal zurück. "Panama war eine Karikatur von Staat", sagt Bert Hoffmann, Politikwissenschaftler vom Institut für Iberoamerika-Kunde. "Ein hochgradig künstlicher von den USA eingerichteter Staat. Bemerkenswert ist, dass Panama heute ein ziemlich normaler Staat geworden ist."
Und das obwohl mit dem Abzug der Amerikaner hohe Steuereinnahmen verloren gingen. Seitdem dümpelt die Wirtschaft vor sich hin. Die Wachstumsrate des Bruttosozialprodukts lag 2002 bei einem Prozent, die Arbeitslosigkeit bei 15 Prozent. Kamen vor dem Abzug der USA noch mehr als 1,2 Milliarden Dollar an Direktinvestitionen ins Land, waren es 2002 nur noch 350 Millionen Dollar. Korruption, mangelnde Rechtssicherheit für Investoren, Drogenhandel und Armut machen dem Land zu schaffen.
Der Kanal sorgt für Stabilität
Warum aus Panama trotzdem ein einigermaßen stabiler Staat wurde? Hoffmann glaubt: Die ökonomische Basis habe das ermöglicht. "Der Panamakanal ist eine solide, stabile Einnahmequelle, die durch den Abzug der Amerikaner nicht an Wert verloren hat. Außerdem hat Panama es geschafft, begleitend Wirtschaftszweige aufzubauen, zum Beispiel eine sehr einträgliche Billigflotte." Und: Panama hat sich zu einem Finanz- und Handelszentrum entwickeln können. Heute basiert die Wirtschaft auf dem Dienstleistungssektor, vor allem: Kanalverwaltung, Handel, Banken und Tourismus.
Laut Hoffmann wird der Kanal auch in Zukunft eine sprudelnde Geldquelle sein. Allerdings ist er inzwischen für moderne Schiffe zu eng und zu flach, und ältere Schiffe können nicht bis zum Anschlag beladen werden. Also müssen Modernisierungen her. Dafür braucht man aber mehrere Milliarden Dollar. Angesichts der hohen Verschuldung der heimischen Regierung muss das Geld aus dem Ausland kommen. "Werden Kapitalgeber an den Erlösen beteiligt, dann ist das eine sehr verlässliche Dividende", meint Hoffmann.
Kanal brachte Unabhängkeit
Panama verdankt seinem Kanal bis heute nichts weniger als die Unabhängigkeit. Alles begann vor mehr als 100 Jahren. Damals träumten die Reeder davon, dass ihre Schiffe nicht mehr den weiten Weg um die Südspitze Südamerikas machen müssten. Die Lösung: Ein Kanal, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Mit dem Kanal würde man viel Zeit und damit Geld sparen.
Zuerst versuchten sich die Franzosen an dem Kanalbau in Panama. Vergeblich. Nach ihnen kamen die Amerikaner. Panama war damals eine Provinz Kolumbiens und damit hätte Kolumbien das Kanalprojekt stören können. Also unterstützen die USA 1903 einen Aufstand in Panama. Das Ergebnis: Panama wurde unabhängig und ein Jahr später fraßen sich Bagger durch die Erde. 1914 fuhr dann endlich das erste Dampfschiff durch den Kanal.
Ein Vorbild für Irak
Die USA haben sich jahrzehntelang in einer Zehn-Meilen-Zone rund um den Kanal völlig souverän verhalten können. Und das sei das Besondere am Fall Panama, meint Hoffmann: Als der damalige US-Präsident Jimmy Carter in den 1970er-Jahren die Verträge zur Rückgabe der Kanalzone an Panama unterzeichnete, trat eine imperialistische Macht freiwillig zurück - mit dem Resultat: Ein demokratischer Staat hat sich gebildet. Hoffmann: "Insbesondere für die Situation im Irak, wo genau das Gegenteil passiert und die USA auf ihrem Einfluss beharren, ist die erfolgreiche Staatenbildung von Panama ein gutes Vorbild."