Obama halbiert Afghanistan-Truppe
12. Februar 2013Binnen eines Jahres wollen die USA ihr Truppenkontingent in Afghanistan um mehr als die Hälfte reduzieren. Diese Absicht werde Präsident Barack Obama am Dienstagabend (Mittwoch 03.00 h MEZ) in seiner Rede zur Lage der Nation im US-Kongress bekanntgeben, hieß es aus dem Weißen Haus in Washington. Derzeit sind noch 66.000 amerikanische Soldaten am Hindukusch stationiert.
Allierten warten auf Vorgaben aus den USA
Konkrete Zahlen aus den USA werden mit Spannung erwartet, da der US-Truppenabbau auch Konsequenzen für den Einsatz der Bundeswehr und der anderen NATO-Partner in Afghanistan hat. Die Verbündeten sind von der gewaltigen Militärmaschinerie der USA abhängig. Das Bundesverteidigungsministerium in Berlin will sich erst nach der offiziellen Vorlage dieser Zahlen zu den Auswirkungen auf den deutschen Einsatz äußern. Derzeit sind knapp 4300 deutsche Soldaten in Afghanistan.
Die Alliierten am Hindukusch haben mit der Regierung in Kabul vereinbart, bis Ende 2014 alle Kampftruppen aus dem Land abzuziehen. Zwar sollen auch danach noch ausländische Soldaten in Afghanistan stationiert bleiben. Ihre Aufgabe reduziert sich allerdings auf die Ausbildung und Beratung heimischer Sicherheitskräfte. Möglicherweise werden sie die Afghanen auch im Kampf gegen Terroristen unterstützen.
Über die weitere US-Präsenz in Afghanistan verhandeln derzeit amerikanische Unterhändler mit Präsident Hamid Karsai. Strittig ist die Forderung der USA, dass ihre Truppen auch künftig vor Strafverfolgung durch afghanische Behörden geschützt werden müssen. Anfang des Jahres hatte es aus Obamas Umfeld geheißen, dass der US-Präsident auch einen vollständigen Abzug der USA aus Afghanistan nicht ausschließt. Bei einem Besuch Karsais in Washington im Januar teilte Obama dann mit, dass das US-Militär in Afghanistan von diesem Frühjahr an nur noch eine Unterstützerrolle einnehmen werde. Ursprünglich war die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen erst für den Sommer geplant gewesen.
Rückführung von Militärgütern
Am vergangenen Wochenende begannen die USA mit der Rückführung ihrer Militärausrüstung aus Afghanistan. Zwei Konvois mit je 25 Containern Ausrüstung überquerten nach Angaben von US-Oberst Les Carroll die Grenze nach Pakistan und steuerten die Hafenstadt Karatschi an. Es handele sich um einen "Testballon" für den Truppenabzug im kommenden Jahr, erklärte der Oberst. "Wir testen die Nutzbarkeit dieser Route", fügte er hinzu.
se/rb (ap, rtr, dpa afp)