OECD: KI noch kein Job-Killer
11. Juli 2023Der Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt sei mit Unsicherheiten behaftet und rufe politische Maßnahmen auf den Plan - so heißt es im Beschäftigungsausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Sitz in Paris.
Aktuell sei die KI-Nutzung aber noch relativ schwach verbreitet. Deshalb gebe es derzeit auch keine massenhaften Jobverluste. "Hochqualifizierte Arbeitskräfte werden durch KI bisher unterstützt und nicht ersetzt", heißt es in dem Bericht. "Es gibt bisher nur wenige Befunde für einen Rückgang der Arbeitsnachfrage aufgrund von KI."
Risiko für einfache Tätigkeiten größer
Künstliche Intelligenz - wozu vor allem selbstlernende und vernetzte digitale Systeme zählen - gilt als wichtige Technologie des 21. Jahrhunderts. Hochqualifizierte Berufe sind laut der OECD von KI-Fortschritten am deutlichsten betroffen. "In diesem Segment entsteht jedoch auch mehr neue Beschäftigung als in Berufen mit niedrigerem Qualifikationsniveau", so die Studie. Die KI-Nutzung sei zwar noch relativ schwach verbreitet, doch entwickele sich die Technologie rasant. "Es kann also eine gewisse Zeit dauern, bis negative Beschäftigungseffekte zum Tragen kommen", so die OECD.
Derzeit werde die Qualität der Arbeit durch KI weltweit stärker beeinflusst als die Quantität: "Angaben von Beschäftigten und Arbeitgebern zufolge kann KI monotone und gefährliche Aufgaben reduzieren", erklärten die Forschenden. Jedoch gebe es auch hier Risiken: Durch die Automatisierung einfacher Aufgaben könne sich die Arbeitsintensität und der Leistungsdruck erhöhen.
Das Automatisierungsrisiko sei bei Tätigkeiten, die geringere Kompetenzen erfordern und überwiegend von jüngeren Arbeitskräften ausgeübt würden, generell am größten. In Deutschland entspreche der Anteil der Tätigkeiten mit dem höchsten Automatisierungsrisiko 28,7 Prozent der Beschäftigung. Der OECD-Schnitt liegt mit 27 Prozent niedriger.
OECD empfiehlt bessere Arbeitsrechte
Wegen dieser Risiken und der rasanten Entwicklung sei ein entschlossenes Handeln der Politik erforderlich, insbesondere hinsichtlich der Arbeitsrechte. Etwa stehe zur Debatte, ob bestehende Rechtsvorschriften im Hinblick auf Gleichbehandlung, Datenschutz und Ähnliches wegen des verbreiteten Einsatzes von KI angepasst werden müssen. "Die meisten OECD-Länder haben nationale KI-Strategien erarbeitet, die oft zwar generell die Bedeutung von Kompetenzen unterstreichen, aber nicht immer konkrete Qualifizierungsmaßnahmen vorschlagen", erklärte die Organisation.
Die Organisation hält Tarifverhandlungen und sozialen Dialog für wichtig, um Beschäftigte und Unternehmen beim Übergang zu KI zu unterstützen. "Neue Befunde zeigen, dass die Mitsprache der Beschäftigten einen positiven Einfluss auf die Arbeitsbedingungen und die Leistung hat", heißt es zur Begründung. In Deutschland haben den Angaben nach mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Arbeitgeber, die KI eingeführt haben, angegeben, dass sie die Beschäftigten oder Arbeitnehmervertreter beim Einsatz neuer Technologien konsultieren. Dem stehe ein Durchschnittswert von 47 Prozent in den sieben OECD-Ländern gegenüber, die an der Erhebung teilgenommen haben.
(rtr, afp) nm/bea