Oppositionskandidat Nasralla geht in Führung
27. November 2017Nach der Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen kommt Oppositionsführer Salvador Nasralla auf gut 45 Prozent, wie das Oberste Wahlgericht von Honduras mitteilte. Amtsinhaber Juan Orlando Hernández liegt mit gut 40 Prozent an zweiter Stelle.
Zuvor hatten erst Hernández und dann Nasralla den Wahlsieg für sich beansprucht. Nasralla stellte einen angeblich Sieg von Hernández in Abrede und erklärte sich selbst zum Gewinner. "Da sich die Tendenz nicht ändert, kann ich Euch sagen, dass ich der neue Präsident von Honduras bin", sagte der Kandidat des Linksbündnisses "Oppositionelle Allianz gegen die Diktatur" vor Anhängern in der Hauptstadt Tegucigalpa. Er liege bei den Wahlergebnissen vorn und könne nicht mehr eingeholt werden, fügte der ehemalige Fernsehmoderator hinzu.
Wenige Stunden vor Nasralla hatte Hernández sich zum Wahlsieger erklärt. Die Auszählung sei "klar und indiskutabel", sagte der 49-Jährige vor Anhängern seiner Nationalen Partei. "Wir haben die Wahl gewonnen." Vor dem Wahlamt bezogen Bereitschaftspolizisten Stellung, wie die Zeitung "El Heraldo" berichtete. Die Regierung rief die Bevölkerung zur Ruhe auf.
Umstrittene Kandidatur
Der seit 2013 amtierende Hernández hatte erneut kandidiert, obwohl die Verfassung eine zweite Amtszeit verbietet. Doch ermöglichte der Oberste Gerichtshof des zentralamerikanischen Landes in einer umstrittenen Entscheidung eine neuerliche Kandidatur. Die Opposition hatte vor Wahlbetrug gewarnt. Nasralla und ein weiterer Oppositionskandidat, Luis Zelaya, hatten angekündigt, eine Wiederwahl von Hernández nicht zu akzeptieren.
Wer auch immer in den Präsidentenpalast einzieht, er steht vor großen Herausforderungen: Mächtige Jugendbanden terrorisieren weite Teile des Landes und zwingen zahlreiche Honduraner zur Flucht in die USA. Seit einem Militärputsch im Jahr 2009 gegen den damaligen Präsidenten Manuel Zelaya wegen seines Versuchs, die Verfassung zugunsten einer zweiten Amtszeit ändern zu lassen, wurden zudem hunderte Bürgerrechtsaktivisten getötet.
Große Armut
Honduras zählt aber nicht nur zu gefährlichsten Ländern Lateinamerikas, sondern auch zu den ärmsten. Über 60 Prozent der Menschen gelten als arm, rund 38 Prozent leben sogar in extremer Armut. Zudem ist Honduras eines der Länder mit dem niedrigsten Bildungsniveau in Mittelamerika.
Präsident Hernández hatte die Themen Sicherheit, Landwirtschaft, Gesundheit und Investitionen in den Mittelpunkt seines Wahlkampfs gestellt. Oppositionskandidat Nasralla will den Zugang zur Bildung verbessern und setzt auf Prävention zur Eindämmung der Kriminalität. Neben dem Staatschef wurden am Sonntag in Honduras auch die 128 Abgeordneten des Parlaments und die Bürgermeister der 298 Gemeinden des Landes neu gewählt.
kle/sti (afp, rtre, dpa, kna)