Ost-Ghuta: Tausende Menschen geflohen
15. März 2018Tausende Zivilisten haben offenbar die Flucht aus der von syrischen Regierungstruppen belagerten Rebellenenklave in der Region Ost-Ghuta angetreten. Wie AFP-Reporter berichteten, strömten die Menschen durch einen Korridor, den die Regierungstruppen nach einem nächtlichen Vormarsch auf die Ortschaft Hammurije geöffnet hatten. Über die Anzahl der geflohenen Menschen gab es unterschiedliche Angaben. Die Deutsche Presse-Agentur sprach unter Berufung auf Beobachter von mehr als 12.000 Zivilisten, die das Gebiet verlassen hätten. Die russische Nachrichtenagentur Tass sprach von 4000 Zivilisten seit Beginn der humanitären Feuerpause am Donnerstag.
Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana verbreitete Fotos von Menschen, die mutmaßlich Ost-Ghuta verlassen haben. Auf dem Bildmaterial waren vor allem Kinder, Frauen und ältere Menschen zu sehen. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sei dies die größte Gruppe an Flüchtlingen seit Beginn der Offensive der Regierungstruppen im vergangenen Monat.
Die von Russland unterstützten Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad stehen offenbar kurz vor der Eroberung der letzten größeren Rebellenhochburg nahe der Hauptstadt Damaskus. Bei der Offensive der syrischen Armee auf Ost-Ghuta wurden nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) in fast einem Monat mehr als 1100 Zivilisten getötet. In der Rebellen-Enklave sind UN-Schätzungen zufolge rund 400.000 Menschen eingeschlossen.
Lebensmittel für Duma
Im Norden kam unterdessen ein neuer Hilfskonvoi mit rund 340 Tonnen Lebensmitteln für die Bevölkerung in der eingekesselten Region an, wie das Rote Kreuz und der Rote Halbmond miteilten. Er soll in die Stadt Duma fahren, die größte Stadt in Ost-Ghuta. Es sei nur ein geringer Teil dessen, was die Einwohner von Ost-Ghuta benötigten, sagte der Sprecher. Es war der dritte Hilfskonvoi in zehn Tagen, der die Rebellenenklave erreichte. Die Hilfslieferungen bedürfen der Zustimmung aller Konfliktparteien.
Syriens Machthaber Baschar al-Assad hatte Mitte Februar eine groß angelegte Luft- und Bodenoffensive gestartet, um die letzte Rebellenhochburg nahe Damaskus unter seine Kontrolle zu bringen. Inzwischen gelang es Assads Truppen, große Gebiete der Region zu erobern, die seit 2012 von zumeist islamistischen Rebellen kontrolliert wurden. Mittlerweile ist die Rebellenenklave in zwei Teile gespalten.
Tausende Zivilisten flohen auch aus der überwiegend kurdischen Stadt Afrin im Nordwesten Syriens. Binnen eines Tages verließen mehr als 30.000 Zivilisten die Region, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Menschen seien vor dem Beschuss der türkischen Armee in von Kurdenmilizen kontrollierte Vororte oder in Gebiete geflohen, die von den syrischen Regierungstruppen kontrolliert werden. Mehr als 300.000 Menschen seien dort durch türksiche Truppen eingekesselt.
sth/sam (rtr, afp, epd, dpa)