Palästinenserhilfswerk warnt vor Engpässen
29. Januar 2018"Ein Großteil der Menschen ist wirklich von dieser Nahrungsmittelhilfe abhängig. Wenn das wegfällt, dann gibt es ein dramatisches Chaos inklusive Hunger", sagte der Direktor des Palästinenserhilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) im Gazastreifen, Matthias Schmale, der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). 60 Prozent des Budgettopfs, aus dem die Lebensmittelhilfen bezahlt werden, wurden laut Schmale bisher durch Zahlungen aus den USA abgedeckt.
Aber nicht nur die Versorgung mit Nahrung ist gefährdet. Laut SZ gab es im Januar bereits Probleme damit, die Gehälter für die etwa 13.000 UNRWA-Mitarbeiter im Gazastreifen, darunter 8000 Lehrer, zu zahlen. Notfallpläne sähen nun vor, die Zahl der Schüler pro Klasse von 40 auf 50 aufzustocken und die Schulen nach der Sommerpause bis zum Jahresende zu schließen, berichtete das Blatt. Engpässe werden auch bei der medizinischen Versorgung erwartet. Ärzte könnten demnach gezwungen sein, täglich zwei Stunden mehr zu arbeiten und statt 80 dann 120 Patienten pro Tag zu behandeln.
US-Zahlungen auf Eis gelegt
Bereits vor zwei Wochen kam es zu Plünderungen, als bekannt wurde, dass die USA mehr als die Hälfte ihrer Zahlungen vorerst zurückhalten. Washington überwies 60 Millionen Dollar, hielt zugleich aber weitere 65 Millionen Dollar zurück.
Die Auszahlung der Hilfsgelder knüpft US-Präsident Donald Trump an die Bereitschaft der Palästinenser zu Friedensgesprächen mit Israel. "Wir geben ihnen hunderte Millionen Dollar. Dieses Geld werden sie nicht bekommen, wenn sie sich nicht hinsetzen und über Frieden verhandeln", bekräftigte Trump eine Woche nach dem Zahlungsstopp seine Haltung beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Israel ist das Hilfswerk schon lange ein Dorn im Auge. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wirft der UNRWA einseitige Parteinahme für die Palästinenser vor. Kürzlich forderte er die Schließung der UN-Unterorganisation.
Die Vereinigten Staaten sind bislang der größte UNRWA-Geldgeber. Nach einer Übersicht der UN-Organisation für das Jahr 2016 zahlte Washington damals insgesamt rund 368 Millionen Dollar bei einem Spendenaufkommen für das Hilfswerk von insgesamt rund 1,2 Milliarden Dollar. Das 1949 gegründete Hilfswerk unterstützt nach eigenen Angaben rund fünf Millionen palästinensische Flüchtlinge unter anderem in Jordanien, im Libanon und in den Palästinensergebieten.
qu/se (afp ,dpa)