Razzia bei Anwälten in Panama
13. April 2016Mehr als eine Woche nach den Enthüllungen durch die "Panama Papers" hat die Polizei nun auch Büros der Finanzkanzlei Mossack Fonseca in Panama-Stadt durchsucht. An den Razzien in der Kanzlei, die im Zentrum der Enthüllungen steht, sei auch eine Einheit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens beteiligt, hieß es in einer Erklärung der Staatsanwaltschaft. Die Aktion am Hauptsitz der Kanzlei sei "ohne Vorfälle oder Einmischung" verlaufen. Zudem würden auch Filialen durchsucht.
Auch das Datenzentrum im Fokus
Vor den Geschäftsräumen in Panama-Stadt bezogen Polizisten Stellung. Die Angestellten wurden von den Beamten in ein Nebengebäude eskortiert. Die Polizei durchsuchte auch das Datenzentrum der Telefongesellschaft, die den IT-Support für die Kanzlei abwickelt.
Offshore-Geschäfte, wie sie die Kanzlei für ihre Kunden aus aller Welt betreibt, sind nicht per se illegal. Briefkastenfirmen können allerdings zur Steuerhinterziehung oder Geldwäsche genutzt werden.
Zeitungen aus aller Welt berichten seit Sonntag vor einer Woche über die dubiosen Finanzpraktiken der Kanzlei, nachdem eine anonyme Quelle der "Süddeutschen Zeitung" elf Millionen Dokumente von Mossack Fonseca zugespielt hatte. Demnach nutzten offenbar Spitzenpolitiker, Sportstars und andere Prominente die Kanzlei, um Steuern zu umgehen. Zudem soll die Kanzlei auch Personen mit Kontakten zur organisierten Kriminalität und aus sanktionierten Staaten zu ihren Kunden gezählt haben.
Neu gegründete Staatsanwaltschaft
Der Mitbegründer der Kanzlei, Ramon Fonseca, hatte nach dem Wirbel um die "Panama Papers" beteuert, nur legale und international übliche Geschäfte betrieben zu haben. Bislang stellte sich die Anwaltsfirma als Opfer dar, doch jetzt rückt sie selbst in den Fokus der Justiz. Die Staatsanwaltschaft für organisierte Kriminalität in Panama ist allerdings gerade erst neu gegründet worden.
Das Unternehmen verzögere die Untersuchungen, berichtete die Zeitung "La Prensa" unter Berufung auf Ermittler. Die Kanzlei hingegen teilte auf Twitter mit: "Wir kooperieren weiterhin mit den Behörden, die in unserer Zentrale Ermittlungen durchführen." In den vergangenen Tagen waren bereits mehrere Niederlassungen der Kanzlei im Ausland durchsucht worden. Die Kanzlei geht davon aus, Opfer eines Hackerangriffs geworden zu sein und hat deshalb ihrerseits Strafantrag gestellt.
ml/se (afp,rtr,dpa)