Papst-Rücktritt ist vollzogen
28. Februar 2013An seinem letzten Arbeitstag hatte sich Papst Benedikt XVI. im Vatikan noch einmal mit den Kardinälen getroffen. Dabei versprach er seinem noch zu wählenden Nachfolger absoluten Gehorsam. "Unter Euch ist auch der kommende Papst, dem ich meine bedingungslose Hochachtung und meinen Gehorsam verspreche", sagte das scheidende Kirchenoberhaupt bei dem Abschiedstreffen mit dem Kardinalskollegium. Diese sind bereits zahlreich nach Rom gekommen, um im März seinen Nachfolger zu wählen.
Er werde in den kommenden Tagen und Wochen für die Kardinäle beten, wenn sie über seinen Nachfolger entscheiden, sagte Benedikt in seiner unerwarteten Ansprache. Allem Anschein nach wollte er damit Befürchtungen eines drohenden Konflikts zerstreuen, wenn im Vatikan ein amtierender und ein emeritierter Papst leben.
Zuvor hatte Kardinaldekan Angelo Sodano den Einsatz des aus Deutschland stammenden Benedikt für die Kirche und die Menschheit gewürdigt. Seine Worte beendete Sodano mit einem deutschen "Vergelt's Gott". Bei dem Treffen in der vatikanischen Capella Clementina schüttelte der Papst anschließend jedem der anwesenden Kardinäle einzeln die Hand und verabschiedete sich mit persönlichen Worten von ihm.
Zum letzten Mal als Papst auf der Loggia
Der 85-Jährige ist der erste Papst seit Jahrhunderten, der von seinem Amt zurücktritt. Er flog am Nachmittag mit einem Hubschrauber in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo südlich von Rom. Begleitet wurde sein Abflug aus dem Vatikan vom Läuten aller römischen Kirchenglocken. In Castel Gandolfo trat er zu einem letzten öffentlichen Auftritt auf die Loggia und verabschiedete sich von den wartenden Gläubigen. Er beginne die letzte Wegstrecke auf Erden nun als "einfacher Pilger", sagte der Papst, dankte den Menschen für ihre Freundschaft, wünschte eine gute Nacht und zog sich in die Sommerresidenz zurück (Artikelbild). In zwei bis drei Monaten wird Benedikt dann in ein ehemaliges Kloster in den Vatikanischen Gärten ziehen, das derzeit für ihn hergerichtet wird. Benedikt will als "emeritierter Papst" zurückgezogen leben und sich dem Gebet widmen.
Termin für das Konklave gesucht
Um 20 Uhr wurde der von Benedikt am 11. Februar verkündete Rückzug vom Petrusamt wirksam. Nach knapp acht Jahren unter Josef Ratzinger als Papst hat damit die Zeit der sogenannten Sedisvakanz begonnen, übersetzt "leerer Stuhl", bis zur Wahl eines neuen Papstes. Ein genauer Termin für das Konklave steht noch nicht fest. Es wird erwartet, dass die Kardinäle am Montag über ein Datum beraten werden. Wahrscheinlich ist ein Termin zwischen dem 10. und 15. März.
Dankgottesdienste für den deutschen Papst in der Heimat
Zum Abschied Benedikts wurden auch in vielen katholischen Kirchen Deutschlands die Glocken geläutet und Dankgottesdienste gefeiert. Der zentrale Gottesdienst fand in der Berliner St. Hedwig Kathedrale statt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte den Papst in seiner Predigt als "Fels in der Brandung einer sich rasant verändernden Welt". Sein Wirken sei von theologischer Tiefe und intellektueller Weite geprägt worden. In ihm verbänden sich "Glauben und Wissen, Intellekt und Herzenswärme", sagte Zollitsch. Der Berliner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, sagte, Benedikt habe die Katholiken zu den "Quellen des Glaubens" geführt. An dem Gottesdienst nahmen auch zahlreiche Spitzenvertreter aus Politik und Gesellschaft teil, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert.
uh/qu (dpa,kna,apd,afp)