Papst verurteilt religiösen Fanatismus
12. September 2006Ohne den radikalen Islamismus direkt zu nennen, bekräftigte Benedikt XVI. den Glauben der Christen an einen liebenden und gütigen Gott, der in Jesus Christus sein menschliches Gesicht gezeigt habe. "Heute, wo wir die Pathologien und die lebensgefährlichen Erkrankungen der Religion und der Vernunft sehen, die Zerstörungen des Gottesbildes durch Hass und Fanatismus, ist es wichtig, klar zu sagen, welchem Gott wir glauben und zu diesem menschlichen Antlitz Gottes zu stehen", sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Dienstag (12.9.2006) beim großen Papstgottesdienst auf dem Islinger Feld in Regensburg.
Bei der Messe am vierten Tag des Besuchs in seiner bayerischen Heimat hat der Pontifex die Gläubigen zu verantwortungsvollem Handeln ermahnt. "Der Glaube will uns nicht Angst machen, wohl aber zur Verantwortung rufen", sagte das Kirchenoberhaupt.
Papst warnt vor gottloser Welt
Außerdem hob Benedikt XVI. in seiner Predigt die Bedeutung des Glaubens in der von Rationalität geprägten modernen Welt hervor: Die Welt und die Menschen seien kein zufälliges Produkt der Evolution. Papst Benedikt XVI. kritisierte Teile der Wissenschaft, die emsig daran arbeiteten, eine Welterklärung zu finden, in der Gott für das menschliche Leben überflüssig werde.
Ausgehend von den USA gibt es derzeit weltweit eine kontroverse Debatte um die Bewertung der Evolutionstheorie und das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaft.
Weniger Besucher als erwartet
Nach dem Gottesdienst bei strahlendem Sonnenschein brandete auf dem Islinger Feld Beifall auf. Bereits am Morgen war der Papst von Pilgern auf dem 300.000 Quadratmeter großen Feld herzlich empfangen worden. Statt der vom Bistum Regensburg erwarteten bis zu 300.000 Menschen besuchten nach Schätzungen der Polizei nur 220.000 bis 250.000 Gläubige den Gottesdienst. Das Bistum sprach von 260.000 Besuchern.
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) ist davon überzeugt, dass der Besuch von Papst Benedikt XVI. Niederschlag im kulturellen, intellektuellen und religiösen Leben des Freistaates finden werde. Es sei faszinierend zu sehen, welche Botschaft der Papst aus seinen heimatlichen Wurzeln heraus an die Menschen habe, sagte Stoiber am Dienstag im Anschluss an den Gottesdienst in Regensburg.
In Regensburg war für den Abend eine Begegnung des Papstes mit Wissenschaftlern in der Universität und eine ökumenische Vesper im Dom mit Vertretern anderer Kirchen und Religionen geplant. Benedikt XVI. beendet den sechstägigen Besuch in seiner bayerischen Heimat am Donnerstag. (ana)