Personalsorgen vor EM-Quali
8. Oktober 2014Erst der neue Kapitän Bastian Schweinsteiger, dann Sami Khedira und Benedikt Höwedes und nun auch noch Mesut Özil: Bundestrainer Joachim Löw gehen vor den beiden Aufgaben der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation am Samstag in Polen und kommenden Dienstag gegen Irland (jeweils 20.45 Uhr MESZ) die Weltmeister aus.
Mit Özil meldete sich am Mittwoch ein weiterer WM-Champion vom Trainingsbetrieb ab, nachdem Julian Draxler wegen eines grippalen Infektes am Vortag nicht zum Treffpunkt der DFB-Auswahl in Frankfurt am Main erschienen war. Der Schalker soll aber wohl noch zur Mannschaft stoßen und dann auch am Freitag mit nach Warschau fliegen. Dagegen fällt Özil definitiv für zehn bis zwölf Wochen aus. Der Offensivspieler des FC Arsenal kann wegen einer Knieverletzung nicht an den restlichen Länderspielen in diesem Jahr teilnehmen. Die Diagnose stellte Nationalmannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt nach der Untersuchung in München. Eine Operation wird es zunächst nicht geben, dafür aber muss der England-Legionär mit einer sechswöchigen Ruhigstellung des Kniegelenks rechnen. Der 25-Jährige verpasste wegen Knöchelproblemen bereits die ersten beiden Länderspiele nach der WM gegen Argentinien (2:4) und Schottland (2:1).
Schürrle trainiert im Hotel
Ein leichtes Fragezeichen steht auch noch hinter Andre Schürrle, der wegen muskulärer Probleme bislang nur im Hotel einige Übungen absolvieren konnte. Löw hofft, dass Schürrle am Donnerstag wieder mitmachen kann. Dass der Bundestrainer trotz der vielen Unsicherheitsfaktoren noch einmal nachrüstet, ist allerdings unwahrscheinlich. "Ich glaube nicht, dass Jogi einen Spieler nachnominiert. Das macht er nicht so gerne", sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. Die angespannte Personalsituation bereite den Verantwortlichen aber große Sorgen. "Das wird ein schwerer Oktober mit zwei unangenehmen Spielen", prophezeite der frühere DFB-Kapitän und erklärte gleich, warum: "Wir müssen nach den Rücktritten und wegen der vielen Verletzungen neue Spieler einbauen. Das ist nicht so leicht. Die Mannschaft hat ein ganz anderes Bild als noch vor zwei Monaten."
Löw, der zudem auf Marco Reus und Mario Gomez verzichten muss, geht mit dieser Situation aber relativ gelassen um. "Diese Zeit müssen wir überbrücken. Im nächsten Jahr können wir dann wieder versuchen, die Mannschaft in Richtung nächstes Turnier einzuspielen", sagte der 54-Jährige bei fifa.com. Bierhoff machte aber deutlich, dass sich trotz der vielen angeschlagenen Profis nichts an der Zielsetzung ändert. "Wir wollen beide Spiele gewinnen und uns ein Polster in der Qualifikation verschaffen." Dazu sei es wichtig, dass in Abwesenheit von Schweinsteiger und Co. andere Stammspieler wie Manuel Neuer, Mats Hummels, Thomas Müller oder auch Toni Kroos noch mehr Verantwortung auf dem Platz übernehmen. "Ich bin dazu bereit", sagten Neuer und Kroos wortgleich dazu.
Zwei Schlüsselspiele
Torwart und Ersatzkapitän Neuer ist sich der Bedeutung der kommenden Aufgaben ohnehin bewusst: "Das sind Schlüsselspiele. Es ist jetzt wichtig, nach dem Sieg gegen Schottland so weiterzumachen." Polen und auch Irland seien aber Gegner, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen könne, betonte der Keeper. Und Löw wies noch einmal darauf hin, dass die sogenannten Außenseiter gegen den Champion über sich hinauswachsen könnten. "Ich denke, manchmal packt der Gegner noch das ein oder andere Prozent mehr drauf, wenn er gegen den amtierenden Weltmeister spielt. Von allen wird man nun gejagt."
Löw hofft dennoch auf einen goldenen Oktober, "weil die Spieler, die zuletzt vielleicht etwas hinten anstanden, sich beweisen wollen". Das gelte auch für Karim Bellarabi, der voraussichtlich gegen Polen sein Debüt gibt und damit an die DFB-Auswahl gebunden würde, nachdem auch Ghana und vor allem Marokko um den Leverkusener gebuhlt hatten.