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Pflanzengift im deutschen Bier

Gero Rueter25. Februar 2016

Deutsche Biere sind mit dem Pestizid Glyphosat belastet. Das ergab ein Test im Auftrag des Münchener Umweltinstituts. Der Unkrautvernichter Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein.

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Umweltinstitut testet 14 Biere auf Glyphosat Foto: Samuel Schlagintweit
Bild: Samuel Schlagintweit

Das Münchner Umweltinstitut ließ 14 der beliebtesten Biermarken Deutschlands auf den Unkrautvernichter Glyphosat untersuchen. Bei allen getesteten Bieren fand das Testlabor Spuren des Pflanzengifts.

Die Werte lagen mit 0,5 bis 29,7 Mikrogramm pro Liter im extremsten Fall fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser. Der liegt bei 0,1 Mikrogramm. Einen Grenzwert für Bier gibt es allerdings nicht.

"Ein Stoff, der wahrscheinlich krebserregend ist, hat weder im Bier noch in unserem Körper etwas verloren", kommentiert Sophia Guttenberger vom Umweltinstitut München das Ergebnis.

chemische Struktur von Glyphosat
Bild: Imago / Steinach

Wie gefährlich ist Glyphosat?

Glyphosat ist das weltweit meistgenutzte Unkrautvernichtungsmittel und wurde in den 1970er Jahren vom Agrarkonzern Monsanto entwickelt. Das Gift tötet alle Pflanzen ab, die damit in Kontakt kommen.

Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Glyphosat als erbgutschädigend und wahrscheinlich krebserregend beim Menschen eingestuft. Es steht zudem in Verdacht, in das Hormonsystem einzugreifen und die Fruchtbarkeit zu schädigen.

Wissenschaftler, Ärzte und Umweltschützer fordern schon seit langem ein weltweites Verbot von Glyphosat. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) teilt diese Einschätzung jedoch nicht und bewertet das Pflanzengift als "wahrscheinlich nicht krebserregend". Gegen die Bewertungskriterien des BfR erheben einige Wissenschaftler schwere Vorwürfe.

Anfang März entscheidet die EU über die weitere Zulassung des umstrittenen Pestizids, im Juni läuft die bisherige Zulassung aus. Die EU-Kommission will die Zulassung um weitere 15 Jahre verlängern.

Landwirt versprüht Pflanzenschutzmittel Pestizide
Glyphosat wird weltweit zunehmend eingesetzt. Pflanzen, die mit dem Gift in Kontakt kommen, werden zerstört.Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

"Rückstände erwartbar"

Das Bundesinstitut für Risikobewertung wundert sich über die Rückstände von Glyphosat in Bier nicht. "Aus wissenschaftlicher Sicht sind Rückstände grundsätzlich erwartbar, da Glyphosat ein zugelassener Wirkstoff in Getreide ist", heißt es in einer vorläufigen Einschätzung. Eine konkrete Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher sieht die Behörde durch die gefundenen Konzentrationen nicht.

Dieser Einschätzung schließt sich auch der Deutsche Brauer-Bund an und betont, dass die Brauereien die Rückstände von Glyphosat kontrollieren und dabei keine Überschreitungen der zulässigen Höchstwerte festgestellt haben.

Gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa) erklärte Marika Kolossa vom Umweltbundesamt, dass eine Belastung des Menschen mit Glyphosat "nicht wünschenswert sei", da sich die Experten abschließend nicht einig seien, ob Glyphosat Krebs beim Menschen erregen kann.

Demo gegen Glyphosat Foto: Imago / Steinach
Immer mehr Bürger wollen kein Glyphosat in Lebensmitteln. Die Sorge vor den Gesundheitsgefahren sind groß.Bild: Imago / Steinach

Appell zur Vorsorge

Das Umweltinstitut in München bezeichnet die gefundene Konzentration zwar als klein, aber "bei krebserregenden und hormonwirksamen Stoffen gibt es keine Untergrenze, unter der sie sicher sind", heißt es im Untersuchungsbericht. "Selbst kleinste Mengen können eine gesundheitsschädigende Wirkung entfalten." Da zudem auch andere Lebensmittel Rückstände von Pestiziden und Chemikalien enthielten, trage das Bier zu einer Gesamtbelastung mit gesundheitsschädigenden Stoffen bei. Aus diesem Grund appelliert das Umweltinstitut an die Brauereien "alles zu unternehmen, um den Kunden diese zusätzliche Belastung zu ersparen".

Laut Bundesumweltbundesamt spritzten die deutschen Bauern reichlich Glyphosat: Im Jahr 2012 waren es 6000 Tonnen. Um die Gesamtbelastung in allen Lebensmitteln zu reduzieren, fordert das Münchener Umweltinstitut die Bundesregierung auf, den vorsorglichen Gesundheitsschutz zu stärken und sich auf europäischer Ebene gegen eine erneute Zulassung von Glyphosat einzusetzen.