Philipp Max - auf Umwegen zur DFB-Elf
10. November 2020Geduld zahlt sich aus. Zumindest für Philipp Max, der allerdings beinahe schon Langmut an den Tag legen musste. 27 Jahre ist der linke Verteidiger bereits alt, und erst jetzt hat er die langersehnte Einladung zur Nationalmannschaft erhalten. Bundestrainer Joachim Löw holte Max vor den anstehenden Partien - einem Testspiel gegen Tschechien (Anstoß 20:45 Uhr MESZ, ab 20:30 Uhr im DW-Liveticker), sowie den Nations-League-Aufgaben gegen die Ukraine und in Spanien - erstmals in den DFB-Kader. Sein aktueller Verein, die PSV Eindhoven, verkündet diese Nominierung deshalb auch stolz auf der eigenen Homepage. "Philipp Max steht zum ersten Mal in der endgültigen Auswahl von Deutschland", ist dort zu lesen.
Beim FC Augsburg, für den Max zuvor fünf Jahre lang in der Bundesliga spielte, werden sich die Verantwortlichen dagegen fragen, weshalb ihrem Ex-Spieler diese Ehre nicht schon viel früher zuteil wurde. Denn der Sohn des einstigen Bundesliga-Torjägers Martin Max, der für Schalke 04, 1860 München, Borussia Mönchengladbach und Hansa Rostock in Deutschlands höchster Spielklasse spielte, zeigte auch beim FCA über Jahre dauerhaft gute Leistungen. Eigentlich waren sich alle Experten darüber einig, dass der Außenverteidiger, der regelmäßig Tore schoss und vor allem Torvorlagen lieferte, eher früher als später das Trikot mit dem Adler auf der Brust überstreifen würde.
Unbeeindruckter Löw
"Ich bin Fan der deutschen Nationalmannschaft, schaue das sehr gerne, und es würde uns natürlich wahnsinnig stolz machen, wenn auch ein Spieler des FC Augsburg nominiert wird", sagte Augsburgs Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter im Dezember 2019, als Max eine Saison hinlegte, die sich sehen lassen konnte. Acht Tore und sechs Vorlagen lautet seine damalige Bilanz. "Wir alle in der Mannschaft sind fest davon ausgegangen, dass Philipp nominiert wird", sagte Kapitän Daniel Baier damals, nachdem Max wieder einmal unberücksichtigt geblieben war.
Die Stimmen der Max-Befürworter wurden immer lauter und unüberhörbarer. Doch Löw ließ sich davon nicht beeinflussen. Vor der WM in Russland fällte der Bundestrainer ein hartes Urteil. "Wir haben ihn einige Male gesehen. Er ist sicherlich ein guter Spieler auf der linken Seite, aber bisher hat er in unseren Überlegungen keine Rolle gespielt." Und die (Fußball-) Welt wunderte sich weiter.
Statt Max bekleideten Spieler wie Jonas Hector, Marcel Halstenberg, Marvin Plattenhardt, Nico Schulz und zuletzt Robin Goosens die nicht ganz einfach zu besetzende Positon in der deutschen Elf. Max blieb außen vor.
Warten auf den Kindheitstraum
Löw rückte in der Folgezeit jedoch ein wenig ab von seiner harten Haltung gegenüber dem Profi, wohl nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen des Turniers in Russland. "Max ist ständig in unserer Beobachtung. Er ist in der Offensive sehr effizient und effektiv. Er bereitet viele Tore vor, und das ist das, was man heute von einem guten Außenverteidiger erwartet", wusste Löw nun plötzlich zu berichten. Warum er ihn dann immer noch nicht nominierte? Unklar.
Philipp Max schaute sich dieses Schauspiel mit einer gewissen inneren Distanz an, verlor nie die Geduld und seine Höflichkeit. "Das ist ein großes Lob, ich freue mich sehr darüber. Ich kann mir davon aber leider noch nichts kaufen", sagte Max im "ZDF Sportstudio". Denn über die große Bedeutung für ihn, für die Nationalelf nominiert zu werden, daran ließ Max nie Zweifel aufkommen. "Das ist ein Kindheitstraum", sagte Max.
Geprägt von Vater Martin?
Philipps Vater Martin widerfuhr zu seiner aktiven Zeit übrigens ein ähnliches Schicksal. Martin Max wurde sogar zweimal Torschützenkönig in der Bundesliga, durfte das Trikot der Nationalelf aber nur einmal für kurze acht Minuten überstreifen. "Ich habe für das falsche Team in München gespielt", sagte der Torjäger des TSV 1860 damals ziemlich frustriert. Das Thema Nicht-Berücksichtigung scheint eines für die ganze (Fußball-) Familie Max zu sein.
Immerhin dreimal spielte Philipp Max bereits für das deutsche Olympia-Team und gewann 2016 in Rio de Janeiro Silber. Nun, in den nächsten Tagen, könnte sich sein großer Traum erfüllen. Am Mittwoch steht ein Testspiel gegen Tschechien an, am Samstag und den darauffolgenden Dienstag tritt das Löw-Team in der Nations League gegen die Ukraine und in Spanien an.
Allerdings werde Löw den derzeitigen Kader nach dem Testspiel gegen die Tschechen noch verkleinern, um übersichtlichere Trainingseinheiten zu ermöglichen, sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff am Montagmittag in Leipzig. Eine Ankündigung, die Philipp Max wahrgenommen haben wird. Jetzt liegt es an ihm, Joachim Löw davon zu überzeugen, dass er auch gegen die Ukrainer und Spanier noch im Team sein sollte.