Ex-RAF-Terroristen verübten acht Überfälle
7. Juni 2016Dabei erbeuteten sie knapp 400.000 Euro, wie die Staatsanwaltschaft in Verden und das niedersächsische Landeskriminalamt (LKA) in Hannover gemeinsam mitteilten. Die Zahl der Überfälle, die mit den drei per Haftbefehl gesuchten mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette in Verbindung gebracht werden, liegt damit noch höher, als zuletzt von mehreren Medien unter Berufung auf inoffizielle Quellen berichtet worden war.
Supermärkte überfallen
Bisher galt nur als sicher, dass das Trio 2015 erfolglos Geldtransporter in Stuhr bei Bremen und Wolfsburg überfallen hat. Nach intensiven Ermittlungen rechnet das LKA den früheren RAF-Mitgliedern jetzt auch sechs Raubüberfalle auf Supermärkte oder Geldboten in den Jahren 2011 bis 2016 zu. "Sieben Tatorte liegen in Niedersachsen und einer in Schleswig-Holstein", sagte ein LKA-Sprecher. Möglicherweise sei die Zahl der Überfälle sogar noch höher.
Höfliches Auftreten
Bei ihren Überfällen gehen die Gesuchten nach Erkenntnissen der Polizei immer ähnlich vor. Sie kaufen sich zunächst ein preiswertes Fluchtauto. Maskiert und mit Schusswaffen und Elektroschocker bewaffnet bedrohen sie dann Angestellte oder Geldboten mit Waffen, zwingen sie zu Boden und verschaffen sich Zugang zum Tresor. Dabei treten sie stets ruhig, höflich und besonnen auf. Sie verlassen die Tatorte durch Nebentüren, flüchten mit dem Pkw und versteckten diesen dann in der Nähe des Tatorts im Wald. Um Spuren zu beseitigen, zünden sie das Auto an.
Autohändler befragt
Die Muster ergaben sich laut Staatsanwaltschaft unter anderem auch aus Befragungen von mehr als 4000 Autohändlern. Auf Überwachungskameras seien die Ermittler dabei auch auf neue Bilder von Staub und Garweg gestoßen. Wo sich das Trio derzeit aufhält, ist den Ermittlern ein Rätsel. Allerdings führe eine Spur nach Holland.
Staub, Garweg und Klette waren nach vielen Jahren im Untergrund im vergangenen Jahr erneut ins Visier der Ermittler gerückt, nachdem sie durch DNA-Spuren mit Überfällen auf Geldtransporter in Niedersachsen in Verbindung gebracht werden konnten. Sie sollen zur sogenannten dritten Generation der "Roten Armee Fraktion" (RAF) gehört haben, die Deutschland insbesondere in den 70er und 80er Jahren mit Terrorwellen überzogen hatte.
Mit Pistolen und Elektroschockern bewaffnet
Die RAF hatte sich 1998 selbst für aufgelöst erklärt. Hinweise auf neue terroristische Aktivitäten gibt es nicht. Die niedersächsischen Ermittler gehen davon aus, dass die Überfälle der Finanzierung des Lebens im Untergrund dienen. Das Trio ist allerdings schwer bewaffnet. Bei den Überfällen nutzte es unter anderem Schnellfeuergewehre sowie eine Panzerfaust oder auch Pistolen und Elektroschockgeräte.
Vor einigen Wochen veröffentlichen die Behörden bereits aktuelle Aufnahmen von Staub und wahrscheinlich Garweg, die sie offenbar auf Überwachungskameras gesichert hatten und die die jahrzehntealten offiziellen Fahndungsfotos ergänzen.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermittelt seit Jahrzehnten gegen das Trio. Unter anderem geht es dabei um dessen mutmaßliche Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf eine noch im Bau befindliche Justizvollzugsanstalt im hessischen Weiterstadt 1993.
uh/wl (dpa, afp)