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Pressefreiheits-Preis für Mazen Darwish

Mona Naggar19. Dezember 2012

"Reporter ohne Grenzen" ehrt den Journalisten Mazen Darwish für sein unermüdliches Engagement für die Meinungsfreiheit in Syrien. Seit Monaten wird Darwish in einem syrischen Gefängnis gefangen gehalten.

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Mazen Darish: sitzt am Schreibtisch. Rechte: Privat Datum: 2010
Syrien Journalist Mazen DarwishBild: Mazen Darish

"In Syrien Journalist zu sein ist wie ein Gang auf ein Feld voller Minen", beschreibt Mazen Darwish den journalistischen Alltag in seiner Heimat in einem Interview in Damaskus im März 2011. Es gäbe viele Tabus. Einige seien bekannt wie etwa politische Themen, Menschenrechte oder die Beschaffenheit des Regimes. Darüber hinaus würden eine Vielzahl an unsichtbaren Linien existieren, die nicht überschritten werden dürften: "Niemand kann sagen, wann eine Mine hochgehen wird. "

Darwish muss es wissen. Der 38-Jährige ließ sich von den vielen Tabus nicht abschrecken und kämpfte acht Jahre für Meinungsfreiheit in Syrien. Ende 2004 gründete er das SCM, das "Syrische Zentrum für Medien- und Meinungsfreiheit". Das Zentrum engagierte sich bis Februar dieses Jahres, bis zur Verhaftung von Darwish und einigen seiner Mitstreiter für die Rechte von Journalisten und stand ihnen bei Konflikten mit staatlichen Behörden bei. Es gab regelmäßig Berichte über Verstöße gegen die Meinungsfreiheit und über die Arbeitssituation von Journalisten in Syrien heraus. Das SCM sammelte Fälle von verschwundenen Bloggern und anderen Medienschaffenden und gab sie an die Öffentlichkeit weiter. Auch setzte sich das Zentrum für ein reformiertes Pressegesetz ein.

Keine Genehmigung für das SCM

Für dieses Engagement erhielt Mazen Darwish letztes Jahr den Roland-Berger-Preis für Menschenwürde. Die deutsche Stiftung würdigte seinen unermüdlichen Einsatz für Meinungs- und Pressefreiheit in Syrien.

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Seit 1985 kämpft Reporter ohne Grenzen für die Pressefreiheit

Darwish versuchte das SCM in Syrien als Nichtregierungsorganisation registieren zu lassen, jedoch ohne Erfolg. Es gäbe von der Seite der Machthaber in Syrien eine große Empfindlichkeit, sogar Feindschaft gegenüber der Arbeit von NGOs oder den Aktivitäten einer Zivilgesellschaft, sagt der Direktor des SCM: "Das ist als würde man eine große Sünde begehen."

Schikanen des Staates

Immer wieder versuchten die syrischen Behörden die Arbeit des Zentrums zu stören. Mehrmals ließen sie das SCM schließen. Darish wurde vom syrischen Staat schikaniert. Er wurde mehrmals verhaftet, musste sich regelmäßig beim Geheimdienst melden und durfte das Land nicht verlassen. Trotzdem machte Mazen Darwish weiter.

"Ich bin in einer politischen Familie aufgewachsen", versucht er seine Ausdauer zu erklären. Sein Vater war viele Jahre politisch verfolgt worden, seine Mutter in verschiedenen palästinensischen Organisationen aktiv: "Als ich mit dem Jura-Studium fertig war, bin ich eine Weile ins Ausland gegangen, in die Golfstaaten und nach Europa. In Frankreich und in Deutschland habe ich die Arbeit der Zivilgesellschaft und demokratisches Denken kennen gelernt." Diese Erfahrung wollte er in Syrien umsetzen.

Bashar al-Assad, Foto: AFP PHOTO/JOSEPH EID (Photo credit should read JOSEPH EID/AFP/Getty Images)
Das Regime von Bashar al-Assad unterdrückt Journalisten wie Mazen DarishBild: AFP/Getty Images

Folter und Isolation

Seit dem Ausbruch des Aufstandes gegen die Diktatur des Präsidenten Bahsar Al-Assad im Frühjahr 2011 leben syrische Journalisten und Menschenrechtler noch gefährlicher als zuvor. Nach Angaben der Organisation "Reporter ohne Grenzen" sind dieses Jahr 17 Journalisten in Syrien umgekommen und 21 festgesetzt worden. Einer von ihnen ist der Direktor des "Syrischen Zentrums für Medien- und Meinungsfreiheit": Am 16. Februar 2012 stürmten Sicherheitskräfte das Büro des SCM in Damaskus und verhafteten Mazen Darwish und andere Aktivisten. Wo er seitdem gefangen gehalten wird, ist unbekannt. Kontakte zur Außenwelt sind verboten. "Reporter ohne Grenzen" liegen Informationen vor, dass Darwish gefoltert wird und sein Gesundheitszustand besorgniserregend sei.

Auf der Facebookseite des "Syrischen Zentrums für Medien- und Meinungsfreiheit" ist nun auch das Bild von Mazen Darwish neben anderen verhafteten Aktivisten zu sehen. Freunde, Weggefährten, arabische und internationale Menschrechtsorganisationen fordern seine Freilassung.