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Petitionen gegen Prügelstrafe

Carla Bleiker29. Januar 2015

Diesen Freitag soll Blogger Raif Badawi wieder öffentlich geschlagen werden. Menschen aus der ganzen Welt protestieren in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter gegen diesen Akt der Gewalt.

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Foto von Raif Badawi mit dem Text #Freeraif darüber. (Foto:

1000 Schläge mit dem Stock. Was klingt wie eine Folter aus dem Mittelalter ist tatsächlich die Bestrafung, die der saudische Blogger Raif Badawi in Saudi-Arabien erleiden soll. Die ersten 50 Schläge musste er in aller Öffentlichkeit bereits am 9. Januar erdulden, direkt nach dem Freitagsgebet vor der Al-Dschafali-Moschee in Dschidda. Danach setzte die saudische Justiz die Prügelstrafe zweimal aus - aber diesen Freitag sollen die nächsten 50 Hiebe folgen.

Badawi wurde 2012 verhaftet, weil er mit seiner Internetseite "Freie saudische Liberale" den Islam beleidigt haben soll. Außerdem wurde er beschuldigt, islamische Würdenträger lächerlich gemacht und "die Grenzen des Gehorsams" überschritten zu haben. Deswegen wurde er zu zehn Jahren Gefängnis und einer Strafzahlung von knapp 200.000 Euro verurteilt - und eben zu 1000 Stockhieben, 50 Stück jeden Freitag, 20 Wochen lang. Mediziner sagen, dies käme einer Hinrichtung nach Raten gleich.

Zehntausende Unterstützer im Netz

Über die grausame Strafe sind Menschen auf der ganzen Welt entsetzt. Auf Facebook organisieren sie Proteste vor arabischen Botschaften und Konsulaten in ihren Heimatländern. Für dieses Wochenende verweist die Facebook Gruppe "Free Raif Badawi", die mehr als 10.700 Fans im sozialen Netzwerk hat, auf Protestmärsche und Aktionen in Deutschland, Belgien, der Schweiz, Österreich, Kanada, Großbritannien, Irland, und den USA.

In Belgien versammelte sich eine kleine Gruppe Demonstrierender bereits am Donnerstag vor der saudischen Botschaft und forderte eine sofortige, bedingungslose Freilassung des Bloggers:

Unter dem Hashtag #FreeRaif twittern User Bilder ihres Protests oder teilen einfach ihr Entsetzen über die Methoden des saudischen Regimes. Der Twitter-Account von Badawi selbst wird von seiner Frau Ensaf Haidar fortgeführt und hat fast 39.000 Follower.

Haidar floh 2012 mit den drei Kindern des Paares nach Kanada. Seitdem engagiert sie sich für die Freilassung ihres Mannes und arbeitet unter anderem mit der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) zusammen. "Raif sagte mir, er habe nach der ersten Auspeitschung große Schmerzen, sein Gesundheitszustand ist angeschlagen und ich bin sicher, er wird eine zweite Runde nicht aushalten", sagte Haidar nach der Vollstreckung der ersten 50 Schläge.

AI Kanada hat zur Rettung von Raif Badawi eine Petition aufgesetzt. Die Organisatoren fordern die Regierung Saudi-Arabiens auf, alle Anschuldigungen gegen Badawi fallen zu lassen. Er solle sofort freigelassen und vor weiteren Schlägen und anderer Folter geschützt werden. Fast 76.000 Menschen haben bereits unterschrieben. Weltweit haben sich noch viel mehr Menschen auf verschiedenen Wegen für die Freiheit des Bloggers eingesetzt, sagt AI:

Eine weitere Online- Petition von "Reporter ohne Grenzen", die sich mit der Anrede "Your Majesty" direkt an den saudischen König Salman wendet, wurde bereits von mehr als 42.600 Menschen unterzeichnet.

Hoffnung bewahren

Amnesty International Deutschland setzt sich ebenfalls für Raif Badawis Freilassung ein. Die Organisation protestierte gemeinsam mit Unterstützern vor der saudischen Botschaft in Berlin gegen das Urteil und den Verstoß gegen das Menschenrecht der Meinungsfreiheit.

Nachdem die öffentliche Geißelung Badawis das erste Mal ausgesetzt wurde, sagte Ruth Jüttner von AI Deutschland der Deutschen Welle: "Wir fordern von den saudischen Behörden, dass diese Prügelstrafe vollständig ausgesetzt wird, das heißt, dass man das Urteil aufhebt und keine weiteren Stockhiebe mehr vollstreckt werden an Raif Badawi."

Die Unterstützung von so vielen Menschen ist auch bis in das saudische Gefängnis vorgedrungen, in dem Badawi einsitzt. Mireille Elchacar von Amnesty International Kanada betonte gegenüber La Tribune, einer Tageszeitung aus Quebec, wie wichtig die Social-Media-Aktionen und Proteste für Badawis Moral seien: "Trotz allem ist er auf dem Laufenden über das, was passiert und das erlaubt es ihm, sich Hoffnung zu bewahren."