Proteste spalten die Hongkonger
14. September 2019Prochinesische Demonstranten, die chinesische Flaggen schwenkten und die Nationalhymne sangen, gingen in einem Einkaufszentrum und auf einer Straße im Stadtviertel Fortress Hill auf Demokratieaktivisten los. Die Polizei nahm mehrere Menschen fest. In Fortress Hill attackierten Männer, die blaue T-Shirts mit der Aufschrift "Ich liebe die Hongkonger Polizei" trugen, mutmaßliche Anhänger der Demokratiebewegung. In Videos in Online-Netzwerken war zu sehen, wie die Angreifer ihre größtenteils jüngeren Opfer mit Tritten und Faustschlägen traktieren.
Zu Auseinandersetzungen kam es auch im Einkaufszentrum Amoy Plaza im Stadtviertel Kowloon Bay. In dem Einkaufszentrum sollen sich rund 200 Peking-Anhänger versammelt haben, die chinesische Flaggen schwenkten und die Nationalhymne sangen. Als Demokratieaktivisten hinzukamen, eskalierte die Situation. Es gab auf beiden Seiten Verletzte. Die Schlägereien endeten erst, als Polizisten mit Helmen und Schutzschilden eingriffen. Mehrere junge Demokratieaktivisten wurden vor und in dem Einkaufszentrum festgenommen.
Keine Erlaubnis für Marsch
Einen geplanten Marsch in Tin Shui Wan nahe der Grenze zu China hatte die Polizei nicht genehmigt. Trotz des Verbots kamen einige Hundert Demonstranten. "Viele Leute haben Angst, gegen Gesetze zu verstoßen, so sind sie nicht gekommen", sagte ein Teilnehmer. Der Protestzug löste sich schnell auf, als er auf Sicherheitskräfte stieß. Die Polizei hatte ein Großaufgebot mobilisiert.
Eine für Sonntag geplante Großdemonstration hat die Polizei ebenfalls aus Sicherheitsgründen verboten. Seit mehr als vier Monaten kommt es in Hongkong zu Protesten gegen die dortige Regierung, die kommunistische Führung in Peking und ihren wachsenden Einfluss auf Hongkong. Im Anschluss an die Demonstrationen ist es wiederholt zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen.
Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China mit einem eigenen Grundgesetz nach dem Prinzip "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, genießen aber - anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik - mehr Rechte wie etwa Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Viele fordern auch freie Wahlen, wie sie ihnen einst in Aussicht gestellt worden waren.
lh/haz (dpa, afp)