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"Pussy Riot": Nicht alle Russen sind für Putin

14. März 2016

Ihr Anti-Putin-Protest in einer Kirche in Moskau machte die russische Frauen-Punkband Pussy Riot weltbekannt. In Köln erzählt Bandmitglied Nadeschda Tolokonnikowa über ihre Erlebnisse im Straflager.

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Nadeschda Tolokonnikowa in Köln (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

Die Aktionskünstlerin Nadeschda Tolokonnikowa von der Moskauer Punkband Pussy Riot ist dem Eindruck entgegengetreten, alle Russen seien Anhänger von Präsident Wladimir Putin.

Putin schaltet und waltet

Es gebe in Russland auch Menschen, "die sind lustig und versuchen, etwas zu ändern", sagte die 26-Jährige beim Literaturfestival "Lit.Cologne" in Köln. "Es ist noch nicht alles verloren." Gleichzeitig zeichnete Tolokonnikowa ein Bild von Russland als autoritärer Staat, in dem Putin nach Belieben schaltet und waltet. Der Einzelne sei der Macht des Präsidenten und seiner Staatsgewalt nahezu schutzlos ausgeliefert, betonte die Künstlerin."Putin hat die Träume so vieler Menschen in meinem Land zerstört", sagte Tolokonnikowa.

Buch über Lagerhaft

Keine Gnade für "Pussy Riot"

Das Pussy-Riot-Mitglied stellte in Köln ein Buch vor, in dem sie ihre Erfahrungen im russischen Straflager beschreibt. "Anleitung für eine Revolution" heißt der tagebuchartige Bericht. Tolokonnikowa und ihre Band-Kollegin Maria Aljochina waren 2012 von einem Moskauer Gericht nach einer Protestaktion gegen Putin in einer Kirche zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden.

Pussy Riot wollten mit dem "Punk-Gebet" die Allianz zwischen Staat und Kirche in Russland, zwischen Putin und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill, anprangern.

Nüchtern und in eindringlichen Bildern erzählt Tolokonnikowa in ihrem Buch von Folter und Ausbeutung in Russlands Justizsystem, das sie immer wieder an den Terror von Sowjetdiktator Josef Stalin habe denken lassen. "Das Lager hat mich Vieles gelehrt, und meinen Mund schließe ich dennoch nicht", versicherte die 26-Jährige. Als Näherin von Polizeiuniformen hatte sie im Lager Arbeitszeiten von 7.30 Uhr bis 0.30 Uhr - bei nur einem freien Tag im Monat. "Die Härte, mit der das System gegen uns vorging, die haben wir so nicht erwartet", räumte Tolokonnikowa ein.

wl/wa (dpa)