Raketenangriff auf Flughafen Kabul
30. August 2021Am Montagmorgen seien mehrere Raketen in Richtung Flughafen Kabul abgefeuert worden, berichteten Augenzeugen aus der afghanischen Hauptstadt und ein US-Regierungsmitarbeiter übereinstimmend. Die Geschosse wurden aber von einem Abwehrsystem abgefangen, wie es heißt. In der Nähe des Airports stieg Rauch auf.
Berichte über Opfer oder Schäden liegen nicht vor. In sozialen Medien wurden Videos geteilt, die ein brennendes Auto zeigen, aus dem die Raketen abgefeuert worden sein sollen. Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" reklamierte den Angriff in einer Mitteilung auf der Plattform Naschir News für sich.
US-Präsident Joe Biden hatte zuletzt am Sonntag vor weiteren Anschlägen rund um den Flughafen gewarnt. Bei einem Selbstmordattentat vergangene Woche waren dort mehr als hundert Menschen getötet worden, darunter 13 amerikanische Soldaten. Es war der verlustreichste Angriff auf die US-Truppen in Afghanistan seit zehn Jahren.
Zivile Opfer bei US-Drohneneinsatz?
Erst am Sonntag war es der US-Armee nach eigenen Angaben gelungen, einen Anschlag auf den Kabuler Flughafen zu vereiteln. Wie das Pentagon mitteilte, zerstörte eine Drohne ein mit Sprengstoff beladenes Auto.
Der Einsatz habe erfolgreich eine "unmittelbare Bedrohung" für den Flughafen durch Terroristen abgewendet, darüber hinaus würden die Ergebnisse des Luftschlags noch geprüft, erklärte die US-Kommandozentrale für die Region (Centcom). In dem zerstörten Fahrzeug habe sich "eine große Menge Sprengstoff" befunden, "die womöglich zu weiteren Opfern führte. (...) Wir wären sehr traurig über den möglichen Tod Unschuldiger", steht in einer Stellungnahme des Militärs.
Die letzten Stunden der Luftbrücke
Die Vereinigten Staaten standen am Montag kurz vor dem Abschluss ihres endgültigen Truppenabzugs aus Afghanistan. Mit dem Abzug nach 20 Jahren endete auch die Luftbrücke, um Menschen nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban vor zwei Wochen auszufliegen. Seit dem 15. August wurden so etwa 114.000 Menschen aus Afghanistan herausgebracht. Die Bundeswehr hatte ihren Evakuierungseinsatz schon am Donnerstag beendet.
Die fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates haben an diesem Montag auf einer Krisensitzung über die Lage in Afghanistan nach Abzug der letzten US-Soldaten beraten. Einberufen wurde die Sitzung von UN-Generalsekretär António Guterres.
Frankreich und Großbritannien haben sich bei der Krisensitzung vergebens für die Schaffung einer "sicheren Zone" in Kabul eingesetzt. Eine solche Zone hätte nach den Worten des französischen Präsidenten Emmanuel Macron humanitäre Helfer schützen und es der internationalen Gemeinschaft zugleich ermöglichen sollen, "Druck auf die Taliban aufrechtzuerhalten". Bundesaußenminister Heiko Maas zeigte sich am Sonntag während eines Besuchs in der Türkei offen für Macrons Initiative.
wa/se (afp, dpa, rtr)