Regeln für Touristen in Katar
19. Oktober 2022Wegen der schlechten Menschenrechtslage wird Katar heftig kritisiert. Dort leben rund zwei Millionen Arbeitsmigranten, die überwiegend aus armen Ländern wie Indien, Bangladesch oder Nepal kommen und etwa 95 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung ausmachen. Ihre Arbeits- und Lebensbedingungen sind oft katastrophal. Viele werden schlechter bezahlt als vereinbart, müssen länger und härter arbeiten, werden schlecht untergebracht, teilweise werden ihre Pässe eingezogen.
Dennoch: Die Weltmeisterschaft vom 20. November bis 18. Dezember 2022 findet statt und Fußballfans werden in das Emirat reisen. Ist die Entscheidung für eine Reise nach Katar erst einmal getroffen, ergeben sich ganz praktische Fragen - wie bei jeder anderen Reise auch. Da Katar ein islamisches Land ist, kommen noch ein paar Regeln dazu, die zu beachten sind.
Einreise: Welche Corona-Regeln gibt es in Katar?
Wer einreisen möchte und mindestens sechs Jahre alt ist, muss einen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist oder einen Antigen-Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden ist. Selbst durchgeführte Tests werden nicht anerkannt. Ein Impfnachweis ist nicht nötig. Mindestens drei Tage vor Einreise muss man ein Einreiseformular ausfüllen, das man online hochladen oder bei der Einreise im Original vorlegen kann. Jeder der einreist, muss sich die katarische Corona-Tracking-App "Ehteraz" auf sein Handy laden. Die App wird überprüft, wenn man Museen, Hotels, Restaurants, Shopping-Center und Co. betritt. Eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht besteht dort nicht. Nur wer öffentliche Transportmittel oder Gesundheitseinrichtungen besucht, muss einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
In Katar: Wie komme ich am besten von A nach B?
Vor allem mit dem Auto. Mit Taxi oder Limousinenservice kommt man überall hin. Wer selber fahren möchte, kann sich einen Mietwagen nehmen. Hier muss man aber etwas beachten. So darf man in Katar mit einem deutschen Führerschein nur die ersten sieben Tage ab Einreise fahren. Möchte man dies länger tun, muss man eine vorläufige Fahrerlaubnis beantragen, die dann für drei Monate gilt. Kommt es zu einem Unfall, muss man auf jeden Fall die Polizei rufen und darf sich nicht vom Unfallauto entfernen. Das Auswärtige Amt rät zum vorsichtigen Fahren und weist daraufhin, dass der Straßenverkehr bei guten Straßenverhältnissen von hoher Geschwindigkeit geprägt sei sowie von vielfach riskantem Fahrverhalten und vielen Unfällen.
Wer Stress mit dem Mietwagen vermeiden möchte: Seit 2019 gibt es eine Metro, die beispielsweise den Flughafen an die Innenstadt anbindet. Es gibt auch Busse. Die regulären Buslinien sollte man aber laut Auswärtigem Amt meiden, da sie unzuverlässig seien.
Ausgehen: Darf ich Alkohol trinken?
Für viele Fußballfans eine der wichtigsten Fragen überhaupt. In der Öffentlichkeit sind Alkoholkonsum und Trunkenheit verboten. Beides ist ohnehin schwierig, da man weder Alkohol einführen darf noch ihn in Geschäften kaufen kann. Wer Alkohol trinken möchte, kann dies in Hotels tun, die eine Lizenz für den Alkoholausschank haben. In jedem Fall muss man älter als 21 Jahre sein - und ausreichend Geld haben. Ein Bier kann dort umgerechnet zehn bis 15 Euro kosten.
Zur Fußballweltmeisterschaft in diesem Jahr wird es Ausnahmen geben. So soll auf dem Stadiongelände vor und nach dem Spiel Alkohol ausgeschenkt werden. Im Stadion hingegen soll es nur alkoholfreies Bier geben. Nur wer viel Geld bezahlt und einen Platz in einer Loge bucht, soll dort Alkohol auch während des Spieles bekommen. Zudem soll es eine Fanzone des Fußball-Weltverbands FIFA geben, in der ab 18.30 Uhr Bier getrunken werden darf.
Shoppen: Wann und wo?
Wenn es draußen heiß ist, sind die Shopping-Malls der ideale Zufluchtsort. Sie sind klimatisiert und in der Regel von 9.00 bis 21.00 Uhr geöffnet. Wichtig zu wissen: In Katar ist der Freitag der Sonntag - und der Sonntag ein normaler Arbeitstag. Sprich, am Freitagvormittag haben alle Geschäfte geschlossen. Die meisten öffnen nach dem Freitagsgebet jedoch wieder, auch die Restaurants. Nur Behörden bleiben geschlossen.
Dresscode: Was muss ich bei der Kleiderwahl beachten?
In manch einem Reiseführer steht, dass "konservative Kleidung" erwünscht sei. Vermutlich gibt es viele unterschiedliche Vorstellungen davon, was konservative Kleidung ist. Grundsätzlich sollten die Knie bedeckt sein. Kurze Röcke oder Shorts sind also nicht erwünscht. Gleiches gilt für transparente Kleidung. Zudem sollten die Schultern bedeckt sein. Wer an einem öffentlichen Strand baden möchte, sollte sich dort unbedingt die jeweilige Kleiderordnung für das Baden anschauen. Oben-ohne- und Nacktbaden ist generell nicht erlaubt. Am Hotel-Pool ist es in der Regel kein Problem, wenn Frauen Bikini tragen.
Kommunikation: Welche Gesten sollte ich vermeiden?
Mit dem Finger auf eine Person zu zeigen, gilt in vielen Ländern nicht als höflich, in Katar gilt es als sehr unhöflich und daher sollte man dies auf jeden Fall unterlassen. Gleiches gilt für das Heranwinken einer Person mit dem Zeigefinger. Wer damit einen Kellner heranwinkt, wird höchstwahrscheinlich nicht gut bedient. Also lieber lassen. Und sollte alles super im Urlaub laufen und man dies mit dem Hochzeigen des Daumens kundtun wollen, könnte man erleben, dass es ab da schlechter läuft. Denn diese in westlichen Ländern positiv konnotierte Geste gilt in Katar als beleidigend.
Kontakt: Gruß und Kuss erlaubt?
Fangen wir mit der Begrüßung an. Frauen könnten erleben, dass ein Mann ihr Angebot für den Händedruck ausschlägt. Das ist nicht persönlich gemeint. Die Religion verbietet es Muslimen, Frauen die Hand zu geben. Es kann auch sein, dass das Männern untereinander passiert oder Frauen untereinander - dann einfach, weil sie keine Muslime sind. Das sollte man nicht als respektlos bewerten, sondern diese Hürde gelassen nehmen. Es wäre schade, wenn man deshalb auf interessante Gespräche und Begegnungen verzichten müsste.
Auf Küssen und Umarmungen in der Öffentlichkeit sollte man verzichten. Das ist verboten und kann Strafen nach sich ziehen, wenn man dabei erwischt wird. Nichtehelicher Geschlechtsverkehr ist ebenfalls verboten und kann hart bestraft werden. Von einer Freiheitsstrafe von bis zu sieben Jahren ist die Rede. Homosexuelle Handlungen sind in Katar verboten und können ebenfalls mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden. Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad al Thani, hatte allerdings erklärt, dass bei der WM alle Menschen willkommen seien, auch Homosexuelle.
(Dieser Artikel wurde aktualisiert.)