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Revolution aus Hollywood

Jochen Kürten28. Mai 2014

Wenn Hollywood auf europäische Geschichte schaut, wird es meistens bunt und unterhaltsam. Nicht so bei Regisseur Anthony Mann, der in "Reign of Terror" ein düsteres Kapitel französischer Geschichte erzählt.

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Filmszene Das schwarze Buch (Foto: koch media)
Bild: Koch Media

Historische Geschehnisse der französischen Revolution sind von Hollywood schon mehrfach auf die Leinwand gebracht worden. Mit Einführung des Farbfilms bot der Stoff den großen Studios Gelegenheit schauprächtige Kulissen- und Kostümfilme herzustellen. Anthony Manns Film "Reign of Terror" ist das Gegenteil eines solch farbenprächtigen Historienfilms. Er ist ein sogenanntes B-Picture: wurde relativ schnell heruntergedreht, kostete vergleichbar wenig Geld, und es spielten keine Superstars mit.

Der Film zählt zum Genre des Film Noir, bei dem normalerweise Kleinkriminelle und Großstadtgangster im Fokus stehen."Reign of Terror" ist insofern ein sehr bemerkenswerter Film, als dass er thematisch vom "normalen" Film Noir vollkommen abweicht: Anthony Mann schaut auf die Schreckensherrschaft des Maximilien Robespierre nach der französischen Revolution. In knapp 90 Minuten erzählt er von Intrige und Verrat, Auflehnung und Freundschaft. Mit scharf konturierten Schwarz-Weiß-Bildern und einer nur spärlich ausgeleuchteten Szenerie gelingen dem Regisseur und seinem kongenialen Kamermann John Alton Bilder von atemberaubender Atmosphäre.

Spiegelbild Hollywoods

Der Produzent des Films Walter Wanger stand in den ersten Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs unter Beobachtung der Kommunistenjäger Hollywoods. Wanger hatte sich in mehreren linken Hollywood-Organisationen engagiert. Um sich reinzuwaschen, produzierten damals fast alle großen Studios und unabhängige Produzenten wie Wanger antikommunistische Propagandafilme.

Doch "Reign of Terror" hatte vermutlich eine ganz andere Botschaft. Er sollte die antikommunistische Hetzjagd der amerikanischen Filmszene anprangern. Er habe die Befürchtung, "dass wir einer neuen 'Reign of Terror' entgegengehen, wenn wir nicht wachsam sind" schrieb Wanger damals an einen Kollegen - und meinte damit die vollkommen aus dem Ruder geratenen Spitzleien der McCarthy-Beamten. Anthony Manns Film, der in Deutschland auch unter dem Titel "Das schwarze Buch" verliehen wurde, ist eines der interessantesten filmischen Dokumente aus dem Hollywood der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Anthony Mann: Reign of Terror (Das schwarze Buch), erschienen bei Koch Media auf DVD innerhalb der Film Noir-Collection (14), USA 1949, 89 Minuten, mit Robert Cummings als Charles D’Aubigny (unser Bild), Richard Baseheart als Maximilien Robespierre u.a.