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Castro Geburtstag

13. August 2011

Offiziell hat Revolutionsführer Fidel Castro sein Amt als Kubas Machthaber an seinen Bruder Raúl abgegeben. Symbolisch führt er die Nation jedoch noch an - ein zwiespältiger Anführer, der für Wandel und Tradition steht.

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Der neue kubanische Staatschef, der Revolutionsführer Fidel Castro, hält nach seiner Amtseinführung in Havanna eine anderthalbstündige Rede (Archivfoto vom am 16.02.1959: picture-alliance/dpa)
Der junge Fidel Castro: 1959 kurz nach seiner AmteinführungBild: Picture-Alliance /dpa

Es ist der 85. Geburtstag, den Kubas ehemaliger Machthaber Fidel Castro am Samstag (13.08.2011) feiert - und er wird "noch weitere 140 Jahre leben", prognostizierte kürzlich Eugenio Selman-Housein, der ehemalige Arzt des kubanischen Ex-Präsidenten. Auch ungeachtet der Tatsache, dass der Ex-Präsident aufgrund seines kritischen Gesundheitszustandes im Jahr 2006 sein Amt niederlegen musste.

Karte Kubas (Grafik: DW)

Eine Woche lang wird in Kuba zu seinen Ehren gefeiert, berichtet die Presse. "Etwas übertrieben", kommentiert Emilio Ichikawa, bekannter kubanischer Philosoph mit Wohnsitz in den USA, in seinem Blog. Während sich vor fünf Jahren die größten Castro-Gegner in Miami am Leid des ehemaligen Revolutionsführers erfreuten, waren seine Anhänger auf der Insel erschüttert. Damals galt der Gesundheitszustand Fidels als Schlüsselelement für das Fortbestehen des Systems. Inzwischen hat sein Nachfolger und Bruder Raúl Castro die "Wiederbelebung des Sozialismus" eingeleitet.

Ein Modell, das nicht funktioniert

Als er damit beschäftigt war, seine Memoiren aufzuschreiben und seine Überlegungen zur internationalen Politik zu publizieren, bat der ehemalige "Comandante en Jefe", wie Castro sich nannte, seine Landsleute darum, ihn von nun an symbolisch "compañero Fidel" zu nennen. Und im letzten Jahr hat er sogar zugegeben, dass das kubanische Modell, das unter seiner Führung konstruiert wurde, nicht exportfähig sei. Es funktioniere "ja nicht einmal für uns selbst", ruschte es Castro heraus - wenig später korrigierte er diese Aussage. Eigentlich habe er "genau das Gegenteil" sagen wollen.

Raul Castro, Fidel Castro und Vizepräsident Jose Ramon Machado beim Parteikongress in Havanna (Foto: AP)
Beim Parteikongress 2011 zeigte sich Fidel Castro in HavannaBild: AP

"Er ist schon ein alter Mann und nicht ganz klar im Kopf", erklärt der deutsche Kuba-Experte Bert Hoffmann im Gespräch mit der Deutschen Welle. Dennoch: "Seine moralische Autorität im Land ist, zumindest bei einem großen Teil der Bevölkerung, praktisch immer noch unversehrt", sagt Volker Skierka, deutscher Biograph Fidel Castros.

Ohne Amt - offiziell

Nachdem mit Waffengewalt die Zerschlagung der blutigen Diktatur Fulgencio Batistas 1959 gelang, wurde Fidel Castro als "Freiheitsheld" gefeiert - sogar in westlichen Medien wie dem deutschen Magazin "Der Spiegel" oder der nordamerikanischen Tageszeitung "New York Times". Im "Spiegel" wurde er sogar 1960 als "geliebter Diktator der kubanischen Massen" bezeichnet.

Aber der "Máximo Líder" steht heute weder an der Spitze des Landes, noch der Regierung oder der sogenannten Revolutionären Streitkräfte, der "Fuerzas Armadas Revolucionarias de Cuba". Im April übergab er seinem - auch schon 80-jährigen - Bruder Raúl nun endgültig seine letzten Ämter. Ein besonders wichtiges hatte er ihm bereits 2006 vorübergehend erteilt: Raúl Castro wurde zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei Kubas ernannt und ist damit laut rechtskräftiger Verfassung die "höchste Führungskraft von Gesellschaft und Staat".

Kein politischer Pluralismus

Sollte Fidel Castro sterben, hat Raúl Castro einige Mittel in der Hand, um die Stabilität im Land weitgehend gewährleisten können: Freie Meinungsäußerung und Demonstrationen unzufriedener Bürger sind verboten. Auf die Sanktionen der USA und Europa reagiert die Regierung traditionell mit Appellen an die starken nationalistischen Gefühle der Bevölkerung - und die Opposition ist schwach.

Mehr als siebzig Prozent der Kubaner kennen keine anderen Regierenden als die Castros. Und viele befürchten einen politischen Zerfall im Falle eines Wechsels. Die Emigration und die Überweisungen von Kubanern, die im Ausland leben, mildern die Auswirkungen der Wirtschaftskrise für die Haushalte.

Kubanische Flagge mit Revolutionspropaganda an einer Mauer in Havanna (Foto: DW)
Revolutionsträume in KubaBild: Anne Herrberg

Die kürzlich von Raúl Castro initiierten Reformen riefen nicht nur Skepsis hervor, sondern es gab auch Lösungsvorschläge für die Probleme Kubas, die da beispielsweise sind: niedrige Löhne, die doppelte Währung (US-Dollar und Pesos), den Wohnungsmangel, die hohen Preise für Lebensmittel und die Reisebeschränkungen.

Nicht auf der politischen Agenda steht aber weiterhin der politische Pluralismus. Oppositionelle werden nach wie vor als "Feinde des Vaterlandes" disqualifiziert, so wie kürzlich von Raúl Castro vor dem kubanischen Parlament.

Autorinnen: Rosa Muñoz Lima / Lisa Conrad
Redakteur: Pablo Kummetz / Szabo, Tamas