Rivlins Abbitte nach Äthiopier-Protesten
4. Mai 2015"Wir haben nicht genau genug hingesehen und nicht genau genug zugehört." Die gewaltsamen Proteste der Juden aus Äthiopien in den vergangenen Tage hätten gezeigt, dass es "im Herzen der israelischen Gesellschaft" eine "offene, blutende Wunde" gebe, erklärte der israelische Präsident Reuven Rivlin. Und das Land müsse darauf eine Antwort geben.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief nach den Kundgebungen der äthiopischstämmigen Israelis gegen Rassismus und Polizeiwillkür zu Ruhe und Ordnung auf. Man werde den erhobenen Vorwürfen nachgehen. Netanjahu kündigte an, er wolle sich mit Repräsentanten der äthiopischen Gemeinde und mit den Angehörigen eines misshandelten äthiopischstämmigen Soldaten treffen.
Am Sonntagabend war in Tel Aviv eine Demonstration von Juden äthiopischer Herkunft eskaliert. Drei Tage nach ähnlichen Ausschreitungen in Jerusalem lieferten sich Teilnehmer eines Protestmarschs in der Hafenstadt Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften. 55 Polizisten und zwölf Demonstranten wurden nach Polizeiangaben verletzt, 43 Demonstranten festgenommen.
Auslöser der wütenden Aufmärsche waren Medienberichte über einen Übergriff auf einen Israeli äthiopischer Abstammung in der südisraelischen Stadt Beerscheba. Der Mann gab an, von Beamten der Immigrationsbehörde angegriffen worden zu sein, weil sie ihn für einen Einwanderer ohne gültige Papiere hielten. Für weitere Empörung sorgte ein Video, in dem Polizisten den Soldaten Damas Pakada schlagen, der aus einer äthiopischen Familie kommt.
In Israel leben mehr als 135.000 Juden äthiopischer Herkunft, die vor allem in zwei Einwanderungswellen 1984 und 1991 ins Land kamen. Bis heute sind die meisten von ihnen nicht in die israelische Gesellschaft integriert.
SC/as (APE, afp, dpae)