Rock am Ring wieder ready to rock
3. Juni 2017Samstagnachmittag, die Besucher können das Festival-Gelände von Rock am Ring wieder betreten, sich auf die anstehenden Acts freuen. Fragt man bei Richard Orth nach, wie die Atmosphäre inzwischen so ist, dann hebt er zunächst die "anhaltende gute Stimmung" hervor, die überall am Nürburgring herrscht. "Ich höre auch häufig, dass die Leute ein gutes Gefühl haben, wenn sich um sie auf dem Festivalgelände gekümmert wird", sagt Orth. "Man hat die Besucher im Blick und versucht, dass es sicher weitergehen kann. Die Veranstalter geben sich jede Menge Mühe dabei."
Auf Anweisung der Polizei mussten sich am Freitagabend alle Besucher umgehend auf die Campingplätze rund um die berühmte Rennbahn zurückziehen. Aber ob man sich dort sicherer fühlte? An ein Abziehen der zigtausend Zelte und Wagen auf den verschiedenen Geländen rund um den Ring wäre nicht zu denken gewesen.
"Man durfte sich keinen Stress bei der Sache machen", sagt Richard Orth. "Es ist alles gut verlaufen, die Leute sind ruhig geblieben. Natürlich hatte man auch schlechte Gedanken, logisch."
"Das ist Lebensfreude"
Nach der Evakuierung ging die Party weiter, sagt Besucher Martin Demuth. "Wir hatten Spaß, haben gefeiert. Und genau so sollte es jeder machen."
Dann zeigt er auf weitere Besucher, die in einer Schlange vor einem Tor stehen: "Schaut euch die Leute da vorne an: Hundert Leute singen, tanzen, haben Spaß bei diesem geilen Wetter. Und das ist Lebensfreude - und die lassen wir uns von niemandem nehmen!"
War die Räumung des Festivalgeländes am Freitagabend letztlich eine Überreaktion der Behörden und Veranstalter? Terrorangriffe aus jüngster Zeit - darunter der verheerende Selbstmordanschlag im englischen Manchester vor knapp zwei Wochen mit 22 Toten - sind wohl den meisten in lebhafter Erinnerung geblieben. Dass Festivalveranstalter Marek Lieberberg die Räumung am Vorabend dennoch kritisiert hatte, war Martin Demuth nicht bekannt.
"Sie müssen es so machen", findet er. "Die Gesundheit ist das größte Gut eines Menschen. Die geht vor allem. Man muss Marek Lieberberg verstehen. Rock am Ring ist sein Kind, und er könnte es sich niemals verzeihen, wenn bei seinem Kind Menschen Schaden nehmen würden. Wir sind seine Familie. Und von daher: Daumen hoch, Applaus!"
Gute Laune - selbst am Freitagabend
Jerome und Lydia berichten vom Freitagabend, dass die Stimmung, als sie zu ihrem Zeltplatz zurückgekehrt waren, wieder gut gewesen sei. Aber: "Vereinzelt gab es Leute, die dem Ganzen etwas kritisch gegenüberstanden."
Für Samstag hofft Jerome, dass so etwas wie am Freitag nicht noch einmal vorfällt. "Das wäre schlimm, wenn man die Bands nicht mehr gucken könnte. Es heißt auch, dass ein paar Bands von gestern nachspielen dürfen."
Besucherin Katia Radermacher erinnert sich an den Freitagabend so: "Wir sind zum Zeltplatz zurückgelaufen und am Anfang waren alle ein bisschen geknickt. Aber dann haben wir uns gesagt: Naja, bringt ja alles nichts, und dann haben wir alle ein bisschen getrunken, und dann ging's eigentlich ganz gut."
Und wie findet sie es, dass es mit dem Festival nun weitergeht? "Ich finde es gut, obwohl es für die ganz schön riskant ist, das weiterlaufen zu lassen. Denn wenn es nochmal abgebrochen werden muss, dann ist das wirklich blöd. Aber es ist gut, dass es weiter läuft, und ist auch eine gute Message."